Ich versuche das mit dem Schlafen. Wirklich.
Es gelingt mir nicht.
Meine Gedanken kreisen nicht mal, sie stolpern wild durcheinander, fallen über den jeweils nächsten, bleiben liegen, stehen irgendwann wieder auf, taumeln haltlos herum, schweigen, brüllen, verstummen wieder.
Ich kann nicht mehr.
Ich bin müde.
Ich bin erschöpft.
Ich kann nicht mehr.
Ich will Antworten, die wenigen, die ich vielleicht noch bekommen kann. Muss Geduld haben. Warten.
Die Gefühle sind eingeschlossen, sicher hinter den Gittern meiner Selbstbeherrschung, bis die Eingabemaske offen ist und der Cursor blinkt. Dann gleicht es einem Erdrutsch und mit den Worten kommen die Tränen, kommt der Schmerz, kommt die Verzweiflung. Tief, grenzenlos, bodenlos. Es reißt mir den Boden unter den Füßen weg und will mich verschlingen. Da ist so viel. So viel Gefühl, so viel Wut, so viel Trauer.
Und der eine Gedanke, noch so winzig, hell pulsierend, da ganz hinten in der Dunkelheit.
Ich habe es geschafft.
Ich bin als Einzige übrig.
Ich habe überlebt.
Ich habe sie alle überlebt.
Alle. Restlos. Ich bin übrig.
Ich habe es tatsächlich geschafft, mich all dem entgegenzustemmen, was mich so nachhaltig hat zersplittern lassen. So lange. Bis heute. Ich habe nichts davon an meine Kinder weitergegeben, ich habe nie die Hand erhoben, ich habe mich nie der sadistischen Grausamkeit hingegeben, die so verlockend in mir ruft.
Nicht ein einziges Mal.
Es ist zuende.
Ich bin die Letzte.
Ich bin der Anfang.
Ich bin so viele, auf der täglich Suche nach einem liebevollen Miteinander. Es wird besser bis zum nächsten Trigger, dann fangen wir von vorne an.
Deine Worte machen Hoffnung, das es eine "Ende" geben kann.
DANKE
vom 31.07.2022, 11.21