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Dünnes Eis

Die Nerven liegen blank.

Ich bin jedes nur denkbare Szenario im Kopf hundertfach durchgegangen.
Gleichzeitig werden die Erinnerungslücken im Alltag größer.

Irgendetwas ist da massiv getriggert worden und ich komme weder dem Mechanismus noch der entsprechenden Programmierung wirklich näher.
Wie ich es drehe und wende, ich komme nicht heran und auch wenn ich diese großen schwarzen Löcher in meiner Erinnerung kenne, vor denen ich jederzeit stehen kann und die ich weder anfassen, umrunden noch irgendwie deren Inhalt erahnen kann, ist das momentan sehr unbefriedigend.
Manchmal platzt eines auf, das ist aber meistens noch verheerender.

Es gibt einen Grund für unerreichbare Erinnerungen.
Und wann immer ich die die verstörende Erfahrung gemacht habe, dass ein weiterer Teil meiner Vergangenheit plötzlich für mich erreichbar war (die Therapeuten haben dann voller Euphorie davon gesprochen, dass ich nun bereit sei, diese Dinge zu verarbeiten; was mal mehr, mal weniger schlecht funktioniert, wenn man vor Entsetzen entweder nicht mehr handlungsfähig ist oder dieses mit einer weiteren Abspaltung einhergeht), war das rückblickend betrachtet immer etwas, auf das ich gerne verzichtet hätte.
Eine Dinge bleiben besser im Verborgenen und vielleicht ist das gut für mich.
Aber wahrscheinlich nicht für den Teil von mir, der sie erlebt hat.
Ich weiß, dass dieser Aspekt (und gerade die fehlenden Monate und Jahre) einer tickenden Zeitbombe ähnelt, die sich irgendwo mitten in meinem Gehirn befindet und die jederzeit losgehen kann.
Oder eben auch nicht.
Wenn ich Glück habe, bleibt es mir erspart.
Wenn ich Pech habe, auch.

Die jetzige Situation, die auch aus anderen Gründen ohnehin angespannt ist, sorgt für einen holprigen Alltag. Manchmal ist es plötzlich 12 Uhr und ich weiß nicht, was ich bis dahin getan habe, seit die Kinder das Haus verließen. Manchmal wache ich morgens auf und es fühlt sich nicht an, als wäre ich die ganze Zeit im Bett gewesen.
Es ist lange her, dass ich so zerfasert war.
Ich habe Strategien, mich oben zu halten, aber die meisten davon sind schmerzhaft und mit hohem Energieaufwand verbunden.
Ich mache drei Kreuze, wenn sich diese Situation geklärt hat.

Kati 28.08.2020, 11.00

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Kommentare zu diesem Beitrag

2. von Sandra

Wenn es ginge, würde ich mit dir gehen...

Fühl dich gedrückt...

vom 28.08.2020, 23.09
Antwort von Kati:

.
1. von abraxa

*drück* Ich denke, die gängigen Tricks hast du durch, deswegen schreibe ich sie dir jetzt nicht, sondern wünsche dir, euch, viel Kraft, Mut, und dass bald wieder Ruhe einkehren mag.

vom 28.08.2020, 12.39


Das Tragische an diesem Leben ist nur, dass es auf einer wahren Geschichte beruht.

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