Die Worte stauen sich in mir und ich finde keine Gelegenheit, sie in Form zu gießen, weil die letzten Wochen emotional so dicht und belastend waren, dass ich nicht so weit runterfahren konnte, um mich in einen kreativen Zustand fallen zu lassen. Brauche Zeit und Raum, mich zu sortieren.
Ich „arbeite“ inzwischen jeden Tag mit meinem Geld und ich liebe es genauso wie damals, als ich vor 25 Jahren meine Eltern zur ersten Million investiert habe.
Das Glücksgefühl, das Wissen, die Technik - all das ist noch da und ich stehe zum ersten Mal in meinem Leben vor der ernsthaften Frage, ob es wirklich so verwerflich ist, dieses Geld für meine Zwecke zu instrumentalisieren.
Die letzten zwei Jahrzehnte mit dem Mann haben mein Weltbild so unumkehrbar verändert - MICH so unumkehrbar verändert, dass es vielleicht Zeit wird, auch diese letzte Überzeugung über Bord zu werfen, dass mich eigener Reichtum zu einem genauso schlechten Menschen macht wie es meine Eltern waren.
Ich kann, wenn ich mein Geld jetzt komplett spende, einer Anzahl x an Menschen helfen, ihr Leben nachhaltig zum Guten zu verändern.
Gleichzeitig ist eine der ersten Grundlagen, die man im Umgang mit Geld lernt, niemals seine goldene Gans zu schlachten.
Welchen Sinn hat es also, wenn ich es weggebe?
Der Umfang dessen, wie ich helfen kann, ist dann äußerst begrenzt.
Gleichzeitig steigen auch meine persönlichen Ressourcen und meine Resilienz mit finanzieller Absicherung in meinem Leben.
Wie sinnvoll ist es also, wenn ich beides wegwerfe? Nach all dem Kampf bis hierhin? Was habe ich dann gewonnen?
Warum behalte ich die goldene Gans nicht einfach in meinem Leben und verschenke die Eier?
Die Anzahl an Eiern kann ich aktiv beeinflussen.
Ich zahle so wenig Steuern wie sonst kaum jemand.
Ein Viertel muss ich dem Staat geben, der Rest gehört mir.
Wenn ich von meiner Gans jeden Tag ein Stück von 1000 Euro abschneide, bin ich in nicht allzu ferner Zukunft pleite.
Wenn ich jeden Tag für den Rest meines Lebens ein Ei von diesem Wert verschenke, kann ich dann nicht so viel mehr erreichen?
Ich kann ein System, das Armut zulässt, nicht verändern.
Nicht allein, nicht so.
Aber ich kann es zu meinem Vorteil nutzen.
Mache ich mich damit mitschuldig? Ich weiß es nicht.
Das sehe ich wie Hanna, ich wäre auch gern beruhigt. Wenn ich an das Heizungsdrama denke, dass mir noch bevorsteht, wird mir nicht besser. Langfristig Gutes zu tun ist doch erstrebenswert, finde ich und Geld zu haben nicht verwerflich. Es gibt doch genug Bedürftige, denen Du dann gut helfen kannst.
vom 14.05.2023, 21.07