
Der närrische kleine Tuk hatte Geburtstag.
Und ich merke, dass mit der Zeit die Erinnerungen an die Geburten der Kinder und die Zeiten danach nicht unwichtiger, aber deutlich leiser werden. Natürlich habe ich mich erinnert, wie wir es nicht mehr geschafft haben, die anderen Kinder zur Tagesmutter zu bringen. Natürlich weiß ich noch, wie die Frau von der Anmeldung das alte Ehepaar aus dem Fahrstuhl gezogen hat, damit wir zuerst hochfahren können.
Wie meine Hebamme in lilafarbenen Gummistiefeln und schwarzem Minirock auf uns wartete und unsere übrigen Kinder dem verdatterten Arzt in die Hand drückte, bevor sie ihm die Tür vor der Nase zumachte.
Und wie ich gefühlt gerade ein paar wenige Minuten im Kreissaal stand, immer noch verdattert, dass mein Körper bei seiner letzten Geburt all die Arbeit ohne Wehentropf schon ganz alleine zuhause gemacht haben sollte und dann nach Wimpernschlägen nur dieser winzige Brocken in diese Welt plumpste.
Ich weiß auch noch, wie glücklich ich dort, in diesem Moment war. Wie der Mann unsere Hebamme sanft beiseite schob und leise sagte: "Nein. Das ist meine Aufgabe."
Es war ein Moment des absoluten Glücks und des absoluten Friedens.
Dieser Eine nur, bevor mein Körper seinen Dienst versagte und die folgenden Monate in Schmerz, Depression und Dunkelheit versanken.
Ich habe Fotos gemacht.
Jeden einzelnen Tag.
Damit ich mich trotz allem an seine Entwicklung erinnern würde, obwohl die Tage so verdammt schwarz waren.
All das hat weder seine Bedeutung noch seine Berechtigung - sondern nur seine Lautstärke verloren.
Laut sind heute nur noch die Erinnerungen an sieben prall gefüllte Jahre mit diesem besonderen Kind.
Erinnerungen an jedes Lachen, jeden Wutanfall, jede Irrung und Wirrung, die wir mit ihm gegangen sind.
Sein Charme, seine rasante Entwicklung, seit er endlich hören kann, seine unfassbar liebenswerte Art.
Unser Nesthäkchen.
Unser letztes Kind.
So viel Liebe.
Oh Herr Honig...
vom 09.10.2018, 12.32
<3