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Warum?

Warum lösen sich gerade so viele Dinge aus ihren verfickten Ankern? Warum kommen so viele Erinnerungen, gut gesichert und mit jahrelanger Hilfe und beschissen harter Arbeit weggepackt, wieder nach oben geschwommen? Warum immer in den unpassendsten Momenten? Warum kickt ausgerechnet jetzt gerade die Vergangenheit an jedem Tag? Warum ausgerechnet, wenn ich gerade das Gefühl habe, wieder minimal atmen zu können? Warum?
Ich kann und ich will nicht mehr. Ich hab mir das nicht ausgesucht und stehe an manchen Tagen gefühlt nur deswegen auf, um gegen die Erinnerung anzukämpfen, was mir angetan wurde. Ich habs so satt. Ich kann Gefühle kaum noch ertragen. Öffne ich mich einem, kommen sie alle. Ich kann nicht mehr.

Kati 07.02.2023, 12.53

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von Katrin

Das mag sich höhnisch lesen, wenn du dich fühlst, wie du dich kraftlos fühlst: Man sagt, das System öffnet sich erst, wenn genügend Sicherheit und Stabilität vorhanden ist, damit die Wunden bearbeitet werden können. Dein System will heilen. Das hast du selbst schon für dich formuliert. Du hast unglaublich viel körperliche, mentale, soziale, menschliche und spirituelle Vorarbeit geleistet, um genau an diesem Punkt deiner Heilung angekommen zu sein. Auch deine Peiniger können dir nicht mehr weh tun. Sie sind tot. Beide.

Dein System will heilen, weil es der Sinn von Systemen ist, Ausgleich zu schaffen. Heilung braucht Zeit, Raum und Geduld und fühlt sich so unglaublich ätzend an, in Erinnerung die gleiche Scheiße wieder erleben zu müssen und dafür die wertvolle Lebenszeit im Jetzt zu verlieren. Vielleicht kannst du, anstatt die Erinnerung "nur" aufzuschreiben, dann auch die Erinnerung noch umschreiben. Vielleicht kannst du anstatt die Erinnerung durch Aufstehen wegzuschieben, die Erinnerung verlassen, indem du dir eine Leiter nimmst und aus ihr empor steigst, sie dir von oben anschaust. Vielleicht kannst du dem inneren Kind ein Krafttier an die Seite stellen: einen grünen, gefährlichen Drachen, der Feuer speihen und fliegen kann, der dich findet im kalten Nass und dir die lang ersehnte Zuflucht anbietet. Vielleicht kannst du andere Bilder und Dinge finden, die dir helfen. Eine Ritterrüstung mit Schild und Speer und dann im Garten ankämpfen gegen die Schatten? Ein Kuscheltier unter den Pulli, das dich den ganzen Tag am Bauch umarmt? Ein sicherer Duft, der dir gefällt oder lieber ein stinkender Geruch zum Unterbrechen und Zurückholen: Essig vielleicht? Vielleicht kaltes oder lieber warmes Wasser? Ein Glas Wasser trinken? Eincremen? ...

Wie kannst du dich jetzt, genau jetzt, stärken? Frag dich das auch jede Minute aufs Neue, wenn du es nach einer Minute schon wieder vergessen hast: Was kann ich mir jetzt, genau jetzt, Gutes tun. Gehe kleine Schritte. Schritt für Schritt. Es sind oft nur ein, zwei Zahnradspitzen, die du überwinden musst, damit das System wieder weniger untrr Druck steht. Lass die Frage nach dem Warum, wenn du eine Antwort nicht findest.

Ich grüße dich herzlich.

P. S.: Kennst du "Trotz allem " von Ellen Bass und Laura Davis? Dieses Buch hat denen, die ich kenne, sehr geholfen.

vom 07.02.2023, 19.34


Das Tragische an diesem Leben ist nur, dass es auf einer wahren Geschichte beruht.

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