Blogeinträge (themensortiert)

Thema: ziehen - beziehen - erziehen

Intimität

Wahre Intimität ist nicht die Art von Nacktheit, für die ich sie früher hielt.
Sie blickt so viel tiefer. 
Sie ist die Umarmung mitten in der Nacht, wenn jedes Wort zu viel wäre. 
Sie ist das Wissen um all unsere Schwächen und die Akzeptanz dessen, was man sieht. 
Sie ist Vergebung und Nachsicht gleichermaßen. 
Sie ist das Werben um das, was man schon besitzt. Nie vergessend, welche Kostbarkeit man in Händen hält.
Sie ist der Blick auf das, was jedem anderen verborgen bleibt. Die rohe und hässliche Fratze eines jeden Menschen wertungsfrei sehen könnend und trotzdem nicht zurückzucken. 

Wahre Intimität findet dort statt, wo sich zwei Menschen trotz des Wissens, dass ein falsches Wort in dem Maße verheerend wäre, dass es nicht wiedergutzumachenden Schaden anrichten würde, in vollem Vertrauen darauf, dass ebendies nicht geschieht, verwundbar einander öffnen. 
Sie ist die Blöße, die man sich erlaubt, um einem anderen Wesen einen Blick auf die eigene Seele zu ermöglichen. 
Die Angst, die damit einhergeht wird gespeist aus der Fatalität, die jede Verwundung verursachen würde. 
Hier ist kein Platz für Kampf. Nicht für Spiel, nicht für Koketterie, nicht für Ego. 
Nur Offenbarung, Liebe, Vertrauen, Hoffnung, Glaube.

Kati 22.07.2024, 23.00 | (0/0) Kommentare | PL

Shot by my own gun

Last breathe, looking at you walking away
You took everything I had just to get played 
Angel of death, why you looking so sweet? 
I was a fool to tell you everything 
You shaking with the words I gave 
Turning back on me 
Cold of steel on the trigger you hold 
Where's the man that I used to know? 
Well, you shot me down with my own gun 
Now my heart is bleeding while you're on the run 
Yeah, you got what you wanted, now the deal is done
Never thought that I would be the one...

Kati 21.07.2024, 23.00 | (0/0) Kommentare | PL

Abnabelung

Ich bin nicht gut in dieser Abnabelungssache der Kinder. Ich vertraue der Welt zu wenig und die Angst flüstert ihnen anscheinend auch, selbst wenn es dafür vielleicht objektiv gesehen überhaupt keinen Grund gibt. Momentan ist es schwer, die Dinge einfach durch mich hindurchfließen zu lassen. Aber wer bin ich denn, dass ich Kritik üben würde, zu Zeiten, in denen man sich selber ausprobieren muss, in denen man dringend notwendige Fehler machen muss, weil sie nur zu diesen Zeiten machbar sind? Nur weil ich es besser weiß? Weil ich gegen dieselben Wände angerannt bin? Und was hätte mich aufgehalten? Nichts, ich weiß das wohl. Auch mit der Erfahrung drei weiterer Lebensjahrzehnte kann ich mich nicht hinstellen und den Finger heben, weil die Beziehung zu ihnen immer wichtiger sein wird als der vermeintliche Schutz, den ich ihnen damit angedeihen lassen wollte. Denn wieviel sind ungemachte Fehler wert? Nichts. Man fühlt den Schmerz nicht und man lernt nicht nachhaltig genug aus den Erfahrungen anderer. Das Leben kann nicht theoretisch gelebt werden. 
Und so stehe ich hier und sehe wissend zu, wie der härteste Lehrer die Bühne betritt. 

Wenn ich hoffen darf, ihnen auch nur irgendetwas mitgegeben zu haben, dann bete ich, dass es die Sicherheit ist, dass man nichts bereuen sollte, was man jemals nach bestem Wissen und Gewissen entschieden hat. Dass man eher Dinge bereut, die man nicht getan hat. Dass überraschende Chancen die Einladungen des Lebens sind, die man ohne Zögern mitnehmen sollte. Dass alles seine Zeit hat. Dass diese Zeit kommen wird. Und dass am Ende alles gut wird.

Kati 18.06.2024, 08.00 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

Ausgelaugt

Geschafft. Mit schier übermenschlicher Anstrengung Fragen gestellt. Gezittert, gewartet, Panik. Puls auf 200, Atemnot. Fast nicht geschafft, die Antworten zu lesen. Existenzielle Angst, die keiner logischen Betrachtung standhält, aber einfach da ist. Sie ist einfach immer da und sie überrollt mich. Atmen. Runterfahren. Schnell die Lücke in der Deckung wieder schließen, ab in die gut gelaunte Emotionslosigkeit, die mich weitermachen lässt. Immer weiter. Atmen.

Kati 07.02.2023, 12.57 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

Wochenendnachlese

Das Wochenende war emotional so dicht, dass ich vermutlich einige Zeit benötigen werde, mich von den Eindrücken zu erholen. Es ist ein unfassbar großes Geschenk, erwachsene Kinder Entscheidungen treffen sehen zu dürfen und es erfüllt mich mit Ehrfurcht, dass das Baby, das ich gestern in meinen Armen hielt, im Hier und Heute mit beeindruckender Reife selbstwirksame Dinge tut. Ich kann nur schauen und staunen und bewundern und versuchen, mit meinem Stolz und meiner Liebe nicht am Boden zu halten, was fliegen muss.
Ich habe mich in den letzten Jahrzehnten oft gefragt, ob richtig ist, was ich tue. Bei jeder Entscheidung hadert man als Mutter, ob es wirklich das Richtige ist und man weiß, dass man erst Jahre oder Jahrzehnte später Antworten oder ein ehrliches Feedback erhalten wird, und das auch nur, wenn man ganz viel Glück hat.

Und ich hätte mit vielem gerechnet, aber nicht jetzt schon mit diesem geistig anmutigen und reflektierten Wesen, das genau und respektvoll benennen kann, was gut getan hat und was nicht. Es offenbart auch in diesem Alter schon eine Erfahrungs- und Gefühlstiefe und Weitsicht, die mich schier sprachlos macht.

Wie kann ein Mensch von innen und außen nur so schön sein?

Kati 22.01.2023, 21.00 | (0/0) Kommentare | PL

Qual

Es sind Nächte wie die vergangene, auf die Tage wie heute folgen.
Voller Hass, Selbstzweifel, Trauer und Wut.
Voller Hätte und Wenn und Wäre.
Voller Trauer vor allem.
Wenn ungeweinte Tränen aus zwei Jahren in die Augen steigen und man nichts dagegen tun kann.
Außer weinen. Was man sich geschworen hat, wegen diesem Menschen nie wieder zu tun.
Auch wenn es das eigene Kind ist.
War?
Ach, ich weiß es ja nicht.

Die Zweifel sind groß und die kleine Menge der Menschen, die zum tausendsten Mal die tragische Geschichte meines Verlusts anhören wollen, tendiert inzwischen gen Null. Was ich sogar verstehen kann. Ich kenne alle Es ist jetzt schon lange hers, alle Sie ist ja nicht aus der Welts und vor allem alle Das wird irgendwann schon wieders.

Und ich zerbreche allein beim Gedanken an einen weiteren Allgemeinplatz, eine weitere Floskel, eine weitere sensationslüsterne Nachfrage. Ich kann das nicht mehr und ich will das nicht mehr.

Natürlich haben wir das aufgearbeitet. Dutzende Stunden mit und ohne Supervision darauf verschwendet, die Lage und jedem nur denkbaren Gesichtspunkt zu beleuchten und zu zerkauen. Intellektuell ist alles gesagt.

Das Herz schreit immer noch. Laut. Verzweifelt. Es gibt keinen Trost.
Will in den Arm nehmen, festhalten, nie wieder loslassen.
Will die Zeit zurückdrehen und irgendetwas anders machen.
Egal was.
Alles, wenn es nötig sein sollte.
Es ist müßig. Sie kommt nicht zurück. Ich kann sie nicht zu Kontakt zwingen. Zu Antworten schon gar nicht. Zwei Jahre ohne mein Kind. Ohne zu wissen, wie es ihr tatsächlich geht. Nur mit der Ahnung, mit hingeworfenen Brocken von Jahr zu Jahr, mit Bruchstücken aus Polizeiberichten, und mit ganz viel vorgespieltem Alles in Ordnung. Mit Schweigen. Vor allem mit Schweigen.

Und einem in unendlich viele Stücke zersprungenen Mutterherz, das kaum noch in der Lage ist, irgendetwas zu empfinden.

Kati 01.06.2020, 07.00 | (3/3) Kommentare (RSS) | PL

Danke.

Wir haben in den vergangenen Jahren viele schmerzhafte Lektionen gelernt.

Ich glaube, ich habe mich nie richtig bei dir dafür bedankt, dass du um uns gekämpft hast, als ich uns schon fast aufgegeben habe.
Dass du ausgehalten hast.
Mich.
Dich.
Uns.
Den Schmerz. 
All meinen Hass, die Wut und die Dunkelheit. 

Dass du dich jeden Tag der schmerzhaften Auseinandersetzung mit mir gestellt hast, ohne jemals dein Rückgrat zu verlieren.

Du hast dort gestanden, aufrecht, stark, unbeugsam und ... demütig.

Wir sind andere, als wir davor waren und das ist etwas Gutes.
Wir haben es geschafft, unser Licht vor der Dunkelheit zu bewahren.
Das ist zum größten Teil dein Verdienst.

In all der Zeit hast du niemals an uns gezweifelt. Bist nie auch nur einen Schritt zurückgewichen. Egal, wie sehr ich getobt habe.
Und dafür bin ich dir unendlich dankbar. 

Man sagt, die besten Männer erwachsen aus ihren größten Fehlern. 

Danke, dass du da bist. Dass du zu mir gehörst. 

Ich liebe dich.

Kati 25.03.2020, 12.00 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

Stolpern

Die wohl umfassendste Erkenntnis dieser Tage ist jene, dass ich Menschen lieben kann, ohne sie zu mögen. Liebe ist für mich persönlich ein existenzielles Gefühl von Zuneigung und Zärtlichkeit, das anscheinend in keinster Weise mehr davon beeinträchtigt wird, dass man dem Verhalten eines Menschen, seinen Wert- und Moralvorstellungen und seinen Entscheidungen ablehnend gegenübersteht.
Und diese Erkenntnis erlöst von der schier unmenschlichen Aufgabe, das, was ein Mensch mit diametralem Wertesystem tut, mit der Liebe für ihn unter einen Hut bringen zu müssen. Dass diese zwei Gefühlsstränge unabhängig voneinander exisiteren können, ist mir neu.
Ich bin ein Mensch, der die Dinge am liebsten schwarz und weiß betrachtet. Entweder oder. Alles oder nichts. Sieg oder Tod. Das sind die Dinge, an denen ich mich seit 4 Jahrzehnten orientiere.
Mein Wandlungsprozess der letzten Jahre macht Dinge möglich, die ich für unvereinbar hielt.
Und ich finde das momentan nicht einmal schlimm. Im Gegenteil. Ich erfreue mich an einer Liebe und an meiner Zuneigung für Personen, während ich mich gleichzeitig von ihnen abgrenze. Ein Paradoxon, das mir gerade den Weg öffnet, in Liebe weitergehen zu können, ohne meine eigenen Grundwerte zu verraten.

Kati 02.03.2020, 18.00 | (0/0) Kommentare | PL

Was trägt

Ich kann gar nicht so viele Worte um diese Sache machen, wie ich möchte.
Es hat sich vor Monaten eine neue Beziehung in mein Leben geschlichen, die paradoxerweise so spektakulär wie selbstverständlich für mich ist. Von einem auf den anderen Tag einfach "da" und seitdem auch nicht mehr wegzudenken. Ich bin kein Mensch, der leicht in persönliche Alltagsbeziehungen einsteigt und noch weniger Einer, der es für nötig oder erstrebenswert hält, Freunde zu haben. Ich bin ja mit den vielen Bekannten hier in meinem Leben schon leicht überfordert, von denen mich viele sicherlich ohne zu zögern als Freundin bezeichnen würden, mit denen ich aber niemals auf diese Fahrt gehen würde. Und nun hat sich nach all den Jahren einfach klammheimlich eine Routine mit einem anderen Menschen in mein Leben geschlichen, die ich um keinen Preis der Welt mehr missen möchte.

Kati 06.09.2019, 12.00 | PL

Das Glückskind

Die Kriegerprinzessin ist in vielerlei Hinsicht ein Glückskind. Das fing vielleicht schon damals an, als sie mitten in der Nacht mit halbem Glückshäubchen, einem Herzfehler und tiefblauem Gesicht (und einer Nabelschnur, die sich mehrfach um ihren Hals gewickelt hatte), im größten Gewitter des damaligen Sommers geboren wurde. Sie ist das Kind, das wir am häufigsten in ein Krankenhaus fahren oder von dort abholen mussten. Egal, ob sie sich einmal die gesamte Lippe gespalten hatte und mit zwei Jahren stoisch - ihren Lieblingsesel an sich gedrückt - das Nähen der gesamten Lippe über sich ergehen ließ - mir trotzig in die Augen blickend und willens, diese Prozedur durchzustehen - oder ob wir eines Tages nach Hause kamen, den Kobold in heller Aufregung vorfanden, die Polizei sei dagewesen, die Motte sei vom Auto angefahren worden. Auch da holten wir später ein leicht trotziges und aufrecht stehendes Kind aus dem Krankenhaus. Nicht ohne bleibende Schäden, aber seelisch unversehrt.
Ich stehe voller Ehrfurcht vor diesem einen Kind, das mir so ähnlich ist und mich so sehr zur Weißglut bringen kann wie kein anderes. Mit dem ich mich bis aufs Blut streiten kann. Das gleichzeitig eine Sanftmut gegenüber anderen Lebenwesen an den Tag legt, die ihresgleichen sucht.

Und ich sehe voller Dankbarkeit und Staunen, wie das Leben und das Schicksal immer wieder ihre Hände über dieses willensstarke Geschöpf halten.

Wenn jemand etwas gewinnt, dann ist sie es. Wenn jemand etwas findet, an dem wir alle vorbeigelaufen sind, dann ist sie es. Wie beim Fahrradfahren, als wir alle über einen 20 Euro Schein gefahren sind und sie ihn sah und aufhob. Wie sie jeden Getränke- oder Essensautomaten überprüft und immer eine Münze findet. Zwei Euro hier, einen Euro dort, einen Schein auf der Straße... Kranke oder verletzte Tiere - findet nur sie und bringt sie mit nach Hause.
Sie ist das Kind, das ich Lose aussuchen lasse und mit jedem davon gewinne.

Sie ist auch dasjenige, das sich den gefährlichsten Situationen aussetzt. Das Kind, das am höchsten klettert, am tiefsten fällt, hundertprozentig den Dornenbusch oder das Brennesselfeld trifft, wenn wir anderen in der Buchenhecke landen. Sie ist heimlich an den Fluss gegangen, während er Hochwasser führte, reingefallen, kam wieder heraus. Sie ist abends zum Sportplatz geschlichen, eingesperrt worden, in der einsetzenden Dunkelheit über drei Meter Gitter geklettert.

Sie tanzt im zarten weißen Spitzenkleid mit ihren schimmernden rotgoldenen Haaren und schlägt unerbittlich zu, wenn sie sich verteidigen muss.
Niemand nimmt diesem Kind irgendetwas weg.

Wer viel Helligkeit in sich trägt, zu dem gehört auch die Dunkelheit.
Aber vom Schicksal geküsst - immer.

Kati 17.07.2019, 12.00 | (3/3) Kommentare (RSS) | PL



Das Tragische an diesem Leben ist nur, dass es auf einer wahren Geschichte beruht.

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