Einundvierzig

Am Samstag war es soweit - ich hatte Geburtstag!

Da ich mich immer noch von einer über drei Wochen andauernden Krankheit erhole, gingen wir es ruhig an. Lieblingskuchen zum Frühstück, Geschenke auspacken, Faulenzen.

Ein wenig konnte ich bereits mein Lieblingsgeschenk ausprobieren - den lang ersehnten Elektrotacker. <3 

Es war herrlichstes Herbstwetter - alle Blätter verfärbt, strahlender Sonnenschein, warmer Wind. Und so nutzen wir die Gelegenheit zu einem ausführlichen Spaziergang mit den Hunden auf dem Berg durch Wiesen und Felder.

Alles in allem der schönste Tag seit langem mit der Sehnsucht, bald endlich wieder mehr unternehmen zu können.

Kati 28.10.2019, 18.00| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Vom Leben und Sterben

Neue Wege

Jeder kennt den Spruch mit dem "Wenn du das tust, was du immer tust, bekommst du das, was du immer bekommen hast". Und das kreist seit vielen Wochen in meinem Kopf.

Meine Selbstdefinition als Mutter und Hausfrau steht gerade sehr auf dem Prüfstand. Ich war nie jemand, dem es vom Kopf her gereicht hat, Kinder zu erziehen und zuhause zu sein, also pflastern unzählige Aktivitäten und Projekte und ehrenamtliche Arbeiten diesen Weg. Geschenkt. Meine Hauptaufgabe waren trotz allem meine Kinder. Immer und an erster Stelle. Mir war es wichtig, zuhause zu sein. Immer ansprechbar. Mit all meiner Liebe und aus tiefstem Herzen frei gewählt.

Ich hatte mit 6 Wochen das erste Kindermädchen und im Laufe meines ersten Lebensjahres noch etwa ein halbes Dutzend weitere davon. Kam früh in die private Kinderbetreuung, wurde mehr gefordert als gefördert, durch alle Hochbegabtenprogramme gehetzt und landete dann irgendwann sehr früh in der Schule.
Meine Eltern haben Karriere gemacht.

Die Zeit, die ich mit ihnen verbracht habe, war durchzogen von Leistungsnachweisen. Höher. Schneller. Weiter. Es gibt keine zweiten Sieger, nur Verlierer. Gewinnen kann nur Einer, und das bist du. Sei immer besser als alle anderen. Du musst nur einmal öfter wieder aufstehen als der Zweite.
Na klar kann ich jetzt alles, aber der Preis, den ich gezahlt habe, war hoch.
Ich kann jagen, fischen, töten, eiskunstlaufen, reiten, rollschuhfahren, in der Wildnis überleben, spreche mehrere Sprachen, kann handwerken genauso wie kochen, backen, nähen, stricken, häkeln, mauern, Möbel bauen, ein Dach decken, schreiben, gärtnern, kann Elektronik auseinandernehmen und zusammenbauen, Schach spielen, boxen, Feuer machen, surfen, programmieren, Drogen herstellen, löten, schweißen, mit jeder Art von Tieren umgehen, schwimmen, Wasserski fahren, habe Führerscheine, kann Motorboote fahren, Möbel herstellen, spiele mehrere Instrumente und noch die anderen zwölf bis vierzig Dinge, die man mir im Laufe meiner Kindheit so aufgezwungen hat.

Bilder von mir kannte ich eher aus Zeitungen als von Familienalben. Ich weiß, wie es ist, vor großem Publikum aufzutreten und ich habe den Applaus immer gehasst. Weder der schönste Sprung beim Eiskunstlaufen noch das Klatschen von mehreren Tausend Menschen nach dem Beenden eines fehlerfrei gespielten Musikstücks war irgendwann etwas wert.
Mir. Etwas wert.
Es war eher so, dass ich in diesen Momenten etwas wert war. Nämlich meinen Eltern.

Nichts davon ist schlecht. Vieles hat Spaß gemacht.
Heute bin ich dankbar für all meine Fähigkeiten und vermisse trotzdem eine liebevolle Kindheit.
Das kann und darf nebeneinander existieren.

Und so wundert es vielleicht nicht, dass ich mich dieser Bewertung und diesem Leistungsgedanken mit 18 so allumfänglich entzogen habe, wie es nur ging. Nach mehreren Studienversuchen, die mir allesamt zu langweilig waren, stürzte ich mich in das Leben, das ich nie kannte. Jenseits von Reichtum und Wissen und Ruhm und Glanz. Ich fing an zu arbeiten. Und es begann die aufregendste Zeit meines damaligen Lebens. Ich habe alles gemacht, war mir für nichts zu schade und habe jeden Moment davon genossen. Das war häufig auch am Rande der Legalität oder auch etwas darüber, wer weiß das schon so genau, aber ich spürte mich das erste Mal selber. Mich. Nur. Mich.

Heute scheint mir das schwieriger zu sein.
Ich kann nicht auf einem Schiff irgendwo anheuern und für drei Monate weg sein.
Ich kann keine Autorennen mehr fahren.
Ich habe ein Haus und Familie und Tiere und will vor allem auch gar nicht von alledem weg.
Aber es scheint mir gerade alles aufzubrechen, alles Alte wegzubrechen, so dass ich ein ähnliches Gefühl habe wie damals, vor 22 Jahren.

Mein jüngstes Kind ist 8, die größten Beiden sind nächstes Jahr volljährig.
Und meine Verantwortung wird zwar nicht geringer, doch sie erfordert schon einige Jahre nicht mehr die vollumfängliche Präsenz, die ich all die Jahre mit kleinen Kindern zeigen musste.

Auch ich löse mich aus dieser gewählten Rolle.
Nur habe ich keine Ahnung, wo es hingehen wird.

Kati 08.10.2019, 18.00| (2/2) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Gedankenchaos



Das Tragische an diesem Leben ist nur, dass es auf einer wahren Geschichte beruht.

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