Menschen nerven mich gerade. Das ist ziemlich schlecht, bin ich doch ununterbrochen von Menschen umgeben.
Aber ich bin zurzeit urteilender als ich den Anspruch an mich stelle.
Bin angefasst, wenn ich angegriffen oder doof angemacht werde, nehme viel persönlich, was ich okayen sollte und fühle mich aktuell mit vielleicht höchstens einer Handvoll Menschen in meiner unmittelbaren Umgebung richtig wohl, den Rest möchte ich gerne auf den Mond schießen.
Es gibt ein paar wenige Personen, die es leider unter Vorspiegelung irreführender Tatsachen bis in meinen SafeSpace geschafft haben und ich kämpfe hart, das Problem für mich auf gesellschaftlich akzeptablem Weg zu lösen.
Die Stalkinggeschichte der letzten Monate, das Eindringen in unseren höchstpersönlichen Lebensraum hier im Städtchen und „zufällige“ Begegnungen tun ihr Übriges, dass ich manchmal einfach nicht mehr sichtbar sein möchte. Aber das Problem ist nicht meins. Wer nicht genug sozial angemessene Verhaltensweisen verinnerlicht hat und uneingeladen hier auf meiner Grundstückstreppe sitzt oder mich am Tag mit dutzenden Nachrichten bombardiert, ohne dass ich jemals darauf geantwortet hätte - der hat ein Problem.
Und zwar ein Gewaltiges.
Ich übernehme dafür keine Verantwortung.
Aber sicherlich hat es den Schritt beschleunigt, einen 22.000 Follower-Account einfach zurücklassen zu können, ohne allzu traurig darüber zu sein, ein weiteres Kapitel zu beenden.
Es liegt eine seltsame Faszination darin, mit Großaccounts zu kommunizieren und ich verstehe nicht, welche. Allein der Blick in mein Postfach deckt alle Untiefen menschlicher Absurditäten ab, die man sich nur vorstellen kann. Ich möchte offen für Menschen bleiben, aber ich möchte nicht überfahren werden. Ich kommuniziere ungern konstruiert und schon meine 40 Guten-Morgen-Kati-Nachrichten auf WhatsApp lassen mich innerlich manchmal schreiend davonlaufen.
Ich halte das aus, weil mir Menschen wichtig sind.
Wozu ich allerdings nicht bereit bin, ist, dass Menschen, die ich nicht ermutige, insistieren, mit mir eine wie auch immer geartete Form von Gespräch führen zu dürfen, einfach weil ich öffentlich bin und gefälligst verfügbar zu sein habe.
Ein anderer problematischer Aspekt ist der, dass Menschen denken, mich zu kennen, weil sie 1 bis 10 Mal am Tag von mir 140 Zeichen lesen können.
Und das ist wirklich ein richtig großes Problem. Ich bin jeden Tag öffentlich. Manchmal zeige ich einen Ausschnitt meines Tages. Manchmal aus der Vergangenheit.
Fast alles ist auf leichtes Verständnis heruntergebrochen. Manchmal teile ich einen Standpunkt, eine Ansicht, eine Moralvorstellung. Nichts davon ist so heiß, dass ich es nicht ertragen kann, wenn es angegriffen wird. Nichts. Das heißt, alles, was mich emotional wirklich hart anfasst, ist dort eher nicht zu lesen. Alles, was ich formulieren kann, ist soweit abgekühlt, dass ich einen gewissen Abstand habe.
Und trotzdem denken Menschen, die nur diese Ausschnitte lesen, dass sie wissen, wie mein gottverdammter Tag war oder was mich beschäftigt hat.
Wenn ich mit Menschen kommuniziere, die sowohl mein Twitter/Insta/Blog/Facebook/whatever lesen als auch mich im realen Leben kennen, dann merke ich schnell, wer den Großaccount für das Maß aller Dinge hält und wer tatsächlich die Kati hinter dem Kompendium sehen kann.
Ich weiß, wie verführerisch und leicht es uns SocialMedia macht, ein Podest für die zu erschaffen, die wir nur so sehen wollen, wie wir das gerade brauchen.
Und auch hier, einmal mehr: Nicht mein Problem, nicht meine Verantwortung. Ich will keine Projektionsfläche für anderer Leute Idealvorstellungen sein.
Ich will ich sein und um meiner selbst willen interessant sein und um meiner selbst willen von denen gemocht werden, die mir wichtig sind. Ich vermute, wie jeder Mensch.
Letzten Endes ist gerade eine Plattform wie Twitter ein Darstellungsmedium.
Und ich liebe das. Ich liebe die Gedankenschnipsel, die unterschiedlichen Themen, den Tellerrand, die Möglichkeit, es als seelischen Mülleimer, als Roleplay, als DailySoap oder als Nachrichtendienst zu nutzen.
Bedenklich wird es erst, wenn daraus die Theorie konstruiert wird, dass ein solches Medium einen Menschen und dessen Leben komplett abbilden kann.
Gefährlich wird es dann, wenn sich daraus eine Obsession entwickelt.
Im Mittelpunkt steht man immer allein.