Blogeinträge (themensortiert)

Thema: Gedankenchaos

Desillusioniert

Ich sehe nicht, dass es sich rentiert, ein aufrechtes Leben zu leben. Ich sehe die Dinge, Sozialleistungen, Geld, Spenden, Mitleid, Zuwendung, Geschenke, die Menschen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ergaunern und wie sie jenseits jeder Moral und jenseits des theoretisch vorgegebenen zivilisatorischen Konsens von Ethik und Sozialverträglichkeit nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. 

Und es ist nicht einmal, dass mich das überraschen würde. Oder mich in seinem Ausmaß erschreckte.
Ich bin auch heute noch von Menschen umgeben, die so nah am Bodensatz der Gesellschaft überleben müssen, dass sie natürlich andere Entscheidungen treffen als der Großteil der Bevölkerung treffen müsste. Ich kenne Menschen, die klauen, die sich aus Not prostituieren, den Staat bescheißen, die ihre Kinder oder Partnermenschen schlagen, sie anschreien, misshandeln, die betrügen, und lügen, wenn sie den Mund aufmachen. Eine meiner Alltagsaufgaben ist es, diesen Menschen genau dann eine Hand zu reichen, wenn sie mir im selben Atemzug nicht die Handtasche klauen und ich kann das gut. 
Ich verurteile das moralisch nicht.
Ich werte nicht. Ich höre und ich sehe und ich kenne den Unterschied zwischen Mensch und Verhalten. 
Ich kenne den Überlebensmodus. 
So anders und doch so gleich. 
Wenn du einen Großteil deines Lebens auf deine Amygdala heruntergebrochen wirst, denkst du nicht mehr nach. 
Du tust Dinge. 
Und ein Wertesystem ist für die moralisch privilegierten. 
Moralisches Privileg entsteht aus Sicherheit.

Und genau hier ist der Punkt, der mich desillusioniert. Wenn sogar die moralisch Privilegierten entscheiden, ihren Neocortex nur dafür zu nutzen, wie sie ihr Leben maximal komfortabel gestalten können, wie sie andere ausnutzen, um Geld erleichtern, wie sie auf Mitleid spielen und persönliche Vorteile aus einem wackeligen Lügengebilde erfahren, wo genau ist der Sinn, dass es einen anscheinend nur verschwindend geringen Teil Menschen gibt, die sich bemühen, genauso nicht zu sein?

Do what is right. Not what is easy.

Es scheint mir immer mehr ein Spruch aus einer Fantasiewelt zu sein, die ich mir zurechtgezimmert habe, weil ich daran glauben wollte, dass es tatsächlich einen nicht unerheblichen Bruchteil an Menschen gibt, die nach dieser Maxime ihr Leben gestalten wollen. Nicht perfekt, aber bemüht. Wenn ich mich in nächster Umgebung umblicke, brauche ich nicht einmal alle Finger einer Hand zum zählen. Und wer weiß schon, welche Leichen im Keller diese Menschen verbergen.

Vertraue niemandem. Alle Menschen lügen. Immer.

Soll ich also in meinem Leben wirklich so weit gekommen sein, um letzten Endes zu erkennen, dass wir als Menschheit unterm Strich genau so sind, wie meine Herkunftsfamilie immer prophezeit hat? 
Korrupt, moralisch verkommen und nur auf den eigenen Vorteil bedacht? 
Und warum sollte ich dann an mein eigenes Verhalten andere Maßstäbe anlegen, wenn es mir doch hierbei nur zum Nachteil gereicht?

Ich kann die Zwischentöne gerade nicht mehr sehen, während alles, was nicht weiß ist, ins Schwarz rutscht. 
So unendlich traurig über Erkenntnisse, die schon immer da waren.

Kati 08.11.2023, 09.00 | (3/0) Kommentare (RSS) | PL

Overload

Menschen nerven mich gerade. Das ist ziemlich schlecht, bin ich doch ununterbrochen von Menschen umgeben.
Aber ich bin zurzeit urteilender als ich den Anspruch an mich stelle.
Bin angefasst, wenn ich angegriffen oder doof angemacht werde, nehme viel persönlich, was ich okayen sollte und fühle mich aktuell mit vielleicht höchstens einer Handvoll Menschen in meiner unmittelbaren Umgebung richtig wohl, den Rest möchte ich gerne auf den Mond schießen.
Es gibt ein paar wenige Personen, die es leider unter Vorspiegelung irreführender Tatsachen bis in meinen SafeSpace geschafft haben und ich kämpfe hart, das Problem für mich auf gesellschaftlich akzeptablem Weg zu lösen.

Die Stalkinggeschichte der letzten Monate, das Eindringen in unseren höchstpersönlichen Lebensraum hier im Städtchen und „zufällige“ Begegnungen tun ihr Übriges, dass ich manchmal einfach nicht mehr sichtbar sein möchte. Aber das Problem ist nicht meins. Wer nicht genug sozial angemessene Verhaltensweisen verinnerlicht hat und uneingeladen hier auf meiner Grundstückstreppe sitzt oder mich am Tag mit dutzenden Nachrichten bombardiert, ohne dass ich jemals darauf geantwortet hätte - der hat ein Problem.
Und zwar ein Gewaltiges.
Ich übernehme dafür keine Verantwortung.

Aber sicherlich hat es den Schritt beschleunigt, einen 22.000 Follower-Account einfach zurücklassen zu können, ohne allzu traurig darüber zu sein, ein weiteres Kapitel zu beenden. 

Es liegt eine seltsame Faszination darin, mit Großaccounts zu kommunizieren und ich verstehe nicht, welche. Allein der Blick in mein Postfach deckt alle Untiefen menschlicher Absurditäten ab, die man sich nur vorstellen kann. Ich möchte offen für Menschen bleiben, aber ich möchte nicht überfahren werden. Ich kommuniziere ungern konstruiert und schon meine 40 Guten-Morgen-Kati-Nachrichten auf WhatsApp lassen mich innerlich manchmal schreiend davonlaufen. 
Ich halte das aus, weil mir Menschen wichtig sind. 
Wozu ich allerdings nicht bereit bin, ist, dass Menschen, die ich nicht ermutige, insistieren, mit mir eine wie auch immer geartete Form von Gespräch führen zu dürfen, einfach weil ich öffentlich bin und gefälligst verfügbar zu sein habe.

Ein anderer problematischer Aspekt ist der, dass Menschen denken, mich zu kennen, weil sie 1 bis 10 Mal am Tag von mir 140 Zeichen lesen können.
Und das ist wirklich ein richtig großes Problem. Ich bin jeden Tag öffentlich. Manchmal zeige ich einen Ausschnitt meines Tages. Manchmal aus der Vergangenheit.
Fast alles ist auf leichtes Verständnis heruntergebrochen. Manchmal teile ich einen Standpunkt, eine Ansicht, eine Moralvorstellung. Nichts davon ist so heiß, dass ich es nicht ertragen kann, wenn es angegriffen wird. Nichts. Das heißt, alles, was mich emotional wirklich hart anfasst, ist dort eher nicht zu lesen. Alles, was ich formulieren kann, ist soweit abgekühlt, dass ich einen gewissen Abstand habe. 
Und trotzdem denken Menschen, die nur diese Ausschnitte lesen, dass sie wissen, wie mein gottverdammter Tag war oder was mich beschäftigt hat.

Wenn ich mit Menschen kommuniziere, die sowohl mein Twitter/Insta/Blog/Facebook/whatever lesen als auch mich im realen Leben kennen, dann merke ich schnell, wer den Großaccount für das Maß aller Dinge hält und wer tatsächlich die Kati hinter dem Kompendium sehen kann. 
Ich weiß, wie verführerisch und leicht es uns SocialMedia macht, ein Podest für die zu erschaffen, die wir nur so sehen wollen, wie wir das gerade brauchen. 
Und auch hier, einmal mehr: Nicht mein Problem, nicht meine Verantwortung. Ich will keine Projektionsfläche für anderer Leute Idealvorstellungen sein. 

Ich will ich sein und um meiner selbst willen interessant sein und um meiner selbst willen von denen gemocht werden, die mir wichtig sind. Ich vermute, wie jeder Mensch.

Letzten Endes ist gerade eine Plattform wie Twitter ein Darstellungsmedium. 
Und ich liebe das. Ich liebe die Gedankenschnipsel, die unterschiedlichen Themen, den Tellerrand, die Möglichkeit, es als seelischen Mülleimer, als Roleplay, als DailySoap oder als Nachrichtendienst zu nutzen. 

Bedenklich wird es erst, wenn daraus die Theorie konstruiert wird, dass ein solches Medium einen Menschen und dessen Leben komplett abbilden kann. 
Gefährlich wird es dann, wenn sich daraus eine Obsession entwickelt.

Im Mittelpunkt steht man immer allein.

Kati 23.08.2023, 11.28 | (6/0) Kommentare (RSS) | PL

Phantomschmerz

Ich war gerade mehrere Stunden beim Zahnarzt und es war eine wirklich unangenehme Sitzung unter erschwerten Bedingungen, aber nichts von alledem beschäftigt mich gerade, sondern es geht um einen anderen Umstand: Ich habe das erste Mal ganz bewusst das Echo einer Panikattacke durchlebt, die gar keine war. Herzschlag, Atmung, alles unauffällig, der Neocortex voll aktiv und trotzdem pumpte in den Tiefen meines Seins etwas vor sich hin. Und das Faszinierende daran ist: Ich hatte das Gefühl, ich MUSS jetzt eine Panikattacke haben, weil das schon immer so war. Das Ausbleiben der Angst erzeugte wiederum Angst und so geriet ich kurz in eine Schleife von Gefühl, in der ich nicht mehr sagen konnte, wo die Erinnerung endete und die Realität begann. Es hallte als dumpfes Pochen in mir nach, aber da war niemand, der gerade wirklich ein Problem hatte. Im Gegenteil. Ich hatte keine Alpträume, ich habe gut geschlafen, wie ich das schon seit längerer Zeit vor Zahnarztterminen schaffe, ich hatte keine Schweißausbrüche, keine Atemnot, keine Flashbacks, nichts. Wir waren heute Morgen sehr versammelt und gut aufgestellt, trotz des seltsamen Starts in den Tag, der allein mich schon außer Gefecht hätte setzen sollen, es aber nicht tat. Und trotzdem war da ein Phantomschmerz aus vergangenen Zeiten, der um der Anerkennung willen beachtet werden wollte. Ich habe aufmerksam in mich hineingehorcht und da war keine Angst. Keine Bedenken. Nichts. Ich vertraue diesem Arzt und das letzte Jahr hat gezeigt, dass alle meine Grenzen geachtet werden. Auch die Unsichtbaren. Die, die nur in meinem Kopf existieren. Das Grauen, das er nicht kennt und trotzdem fühlt, dass es mich von Zeit zu Zeit so sehr lähmt, dass eine Behandlung unmöglich wird. All das auf hochprofessioneller Ebene, auf dem neuesten Stand der Technik und als Arzt, der vor ihm schon allein aufgrund seines jungen Alters für mich nie in Frage gekommen wäre, weil auch seine Jugendlichkeit Unangenehmes hochholt.

Ich habe mein Erleben transformiert und mir fehlen die Worte für die unermessliche Größe dieser Leistung, dieses Sieges über meine Amygdala. Ich habe das gemacht. Ich habe mich all diesen Situationen ausgesetzt, auch als die Schmerzen schon längst verschwunden waren und ich es hätte schleifen lassen können, wie so oft in der Vergangenheit. Habe ich aber nicht. Ich bin in den Zweikampf mit dieser meiner Nemesis gegangen, freiwillig. Und ich habe triumphiert.

Kati 22.08.2023, 16.29 | (0/0) Kommentare | PL

Hybris

Ich fühle mich dieser Tage, als könne ich vor Schuld und Schmerz keinen Schritt mehr weitergehen. Die quälend schwere Last lähmt mich. Es hämmert in meinem Kopf. Ich kann das nicht ertragen und muss es trotzdem aushalten. Und um wieviel leichter ist denn auch meine Bürde im Vergleich zu ihrer?
Ich würde ohne Zögern mein Leben für diesen Menschen geben und trotzdem habe ich es nicht geschafft, ihn zu schützen. Versagen auf ganzer Linie. Ich habe es weggeschlossen und spüre es vor sich hingären. Es kann dort nicht bleiben, aber ich kann es nicht ansehen ohne mich darin zu verlieren.

Kati 17.08.2023, 10.17 | (2/0) Kommentare (RSS) | PL

Plan B bis Z

Die erste Nacht wieder richtig tief und behütet geschlafen.
Was für ein Unterschied in dem Grauen, das die meisten Menschen Morgen nennen. 
Traumlos, vor allem. Was wichtig ist. 

Ich erinnere mich an die Zeit vor 5 Jahren, als nichts mehr ging. 
Als mein Herz in Fetzen im Brustkorb hing, kraftlos auspulsierend, gebrochen. 
Ich hab es mehrere Monate alleine geschafft.
Verbrachte die Tage in dumpfer Dunkelheit, sinnentleert vor mich hinstarrend und ging irgendwann wegen etwas ganz anderem zu meinem Hausarzt, wo es auf seine Frage, wie es mir ging, schwallartig aus mir herausbrach. 
Ich bekam das ganze Programm. 
Antidepressiva, Beruhigungsmittel, Schlafmittel. 

Um überhaupt wieder in diese Welt zurückzufinden, musste ich in der Lage sein, sie nachts zumindest kurzfristig zu verlassen. Und gepaart mit meiner ausgeprägten Panik, die Kontrolle abzugeben, brauchte ich jemanden an meiner Seite, der dabei über mich wachen würde, damit ich schlafen könnte. 

Also nahm ich abends mit klopfendem Herzen und voller Skepsis eine dieser winzigen Tablettchen, die mir zwar Ruhe aber auch Kontrollverlust bringen würde. 
Ich kann das nicht gut. Ich muss bereit sein, immer. Was, wenn was mit den Kindern ist, was, wenn was mit dem Mann ist, was, wenn ich das Haus verlassen muss, was, wenn ich Autofahren muss, was, wenn ich den Rauchmelder nicht höre, was, wenn…. Und bei Gott, ist das Zeug geil. Eine Viertelstunde nach der Einnahme gingen mir derart die Lichter aus, dass ich beim Aufwachen 14 Stunden später weder das typische Gefühl hatte, geschlafen zu haben, noch mich an Unruhe oder Träume erinnerte. 

Da war nur samtenes, tiefschwarzes Nichts. Wenn der Tod so aussehen würde - Hallelujah. Das wäre dann wohl der Inbegriff von ewigem Frieden.

Wir haben das nicht oft gemacht.
Es musste für mich stimmig sein, der Mann musste aufpassen, ich musste am nächsten Tag ausschlafen können, ich musste die Panik im Vorfeld bekämpfen können.

Nach kurzer Zeit stellte ich die kleine Dose Tabletten wieder in den Schrank, für Notfälle. Als Backup. Ich liebe Backups. 
Und so half sie mir im Endeffekt im Medizinschrank effektiver als wenn ich sie für den täglichen Gebrauch im Nachtschrank aufbewahrt hätte. Beruhigungsmittel, Antidepressiva, dasselbe. Ich schöpfe unendlich viel Kraft daraus, immer einen Plan B und C und D zu haben.

Und wenn die Zeit auch für sonst nichts gut war, dies habe ich mitgenommen. 
Es gibt etwas nach der Verzweiflung. 
Es gibt Mittel und Wege und Hilfe, wenn ich an dem Punkt bin, an dem es sich so anfühlt, dass nichts davon mehr existiert.

Kati 17.08.2023, 07.13 | (0/0) Kommentare | PL

Selbstmitleid

Ich suhle mich heute in dem zähen Morast meines fragilen Egos, das sich fragt, ob es überhaupt jemanden gibt, der mich vermisst, sich Sorgen macht, wissen will, wie es mir geht, das ganze Programm. Ich schreibe das auf, um es einzuordnen, brandzumarken und ein weiteres Stückchen zu reifen, erkenne ich doch immer zuverlässiger meine Mechanismen, so schmerzhaft diese Erkenntnisse mitunter auch sein mögen.

Was bin ich wert? ist meine Schlüsselfrage im Leben. Wann bin ich wertvoll? Was muss ich tun? Wieviel muss ich leisten, damit ich gemocht werde? 
Und nebenher entsteht gerade eine ganz zarte Verbindung zu jemand Unerwartetem, die ich mir lange als unsinnig eingeredet habe, obwohl ich da eine gewisse Sehnsucht gespürt habe.
Und auch hier wieder: Bin ich wertvoll genug? Reiche ich? Bin ich eine Zumutung?

Die, die ich in den nächsten Abschnitt mitnehme, werden im Wandel der Jahrzehnte zahlreicher. Und was mir vor 30 Jahren noch nicht wie Egozentrik vorkam, aber im Grunde genau dies war, ist die Formulierungsart der Frage. Wer darf mit? 
Heute lautet sie: Wer will das denn überhaupt?

Klebrig, hier unten in der Badewanne voller Selbstmitleid.

Mir fehlt gerade ein wenig die Zuversicht. 
Die letzte Woche war die emotional Härteste seit jenem Sommer vor 5 Jahren als sie gegangen ist.
Und ich bin wütend, weil ich mich nicht gesehen fühle. Alleingelassen bin in all dem seelischen Aufruhr, der in mir tobt. 
Finde keinen roten Faden in mir, an dem ich mich orientieren, kein Seil, das ich greifen und keinen Vorsprung, an dem ich mich festhalten kann.

Vielleicht ist es auch einfach okay, dass gerade so viel Einsamkeit, Trauer und Schmerz hochschwappen und ich einen Moment davon getragen werde.

Kati 16.08.2023, 12.09 | (25/0) Kommentare (RSS) | PL

Nebel [Wabern]

So langsam formt es sich.
Ich kann es noch nicht greifen oder sehen, aber spüren.
Das Trübe, in dem ich fische, fühlt sich allmählich so an, als würde es Gestalt annehmen wollen.

Ich überprüfe Domains, lösche alte Links, fülle meine Offline-Archive, mache Listen und bin gespannt auf den nächsten SocialMedia Abschnitt des öffentlichen Teils meines Lebens. 
Mein Unterbewusstsein wird den Namen irgendwann ausspucken, mein Gehirn gleicht derzeit einer gigantischen Mindmap, auf der das gesamte Vokabular mehrerer Sprachen in Kategorien geordnet und mit Assoziationen versehen wird.

Ich war MamaKati, Gedankenchaos, Cogitabilis, Frau Limette, Synapsenchaos und das Jadekompendium. Das Jadekompendium hat mich am längsten und intensivsten begleitet und es hat mich überrascht, dass es jetzt bereits endet, aber man muss aufhören, wenn die Zeit gekommen ist.

Immer.

Kati 15.08.2023, 17.29 | (0/0) Kommentare | PL

Übergang [Häutung]

Der Prozess, der seit Monaten in mir stattfindet und mich umtreibt, schlaflos hält, in Frage stellt, gipfelt und manifestiert sich äußerlich jetzt in nur einem einzigen Punkt: Dem Ende.

Das wird der Transformation in keinem Sinne gerecht, aber wie kann man das Innen auf das Außen projizieren, ohne seine Authentizität zu verlieren?
Gewisse Dinge müssen reifen. 
Vor aller Augen verborgen wandeln sie sich und evolvieren sie, bis sie bereit sind, ans Licht zu treten. Und dann scheint es für den Zuschauer vielleicht zunächst wie Willkür oder Zufall oder etwas ähnlich Unplanbares, doch ist es nur der Höhepunkt einer exakt so essentiell nötig abgewickelten Choreografie aus Erleben, Denken und Fühlen und damit der Beginn eines neuen Lebensabschnitts, nicht das Ende.

Die alte Haut abstreifen können hat mich immer fasziniert.
Alles, was sich im Leben transformiert - egal ob nun Larve zu Puppe zu Schmetterling oder das wortwörtliche Häuten der Reptilien, sie alle kommen in einer weiterentwickelten, größeren, glänzenderen Form zurück, um einen neuen Weg zu beschreiten, der ihnen vorher teilweise nicht einmal offenstand.
Das zu Tode abgenutzte und trotzdem immer wieder auferstehende Bild des Phoenix spiegelt die Entsprechung in der Sagenwelt wieder, aber der Teil mit dem in Flammen aufgehen war nie so ganz meins.

Ich mag die Verpuppung, finde den stillen Übergang und die Veränderung sehr viel reizvoller als die theatralische Dramatik des Augenblicks, bevor der Vogel im Grunde wieder genau das ist, was er vorher war.

Es ist wie es ist.
Es wird, wie es sein soll.
Alles bleibt anders.

Kati 14.08.2023, 12.04 | (2/0) Kommentare (RSS) | PL

Die goldene Gans

Die Worte stauen sich in mir und ich finde keine Gelegenheit, sie in Form zu gießen, weil die letzten Wochen emotional so dicht und belastend waren, dass ich nicht so weit runterfahren konnte, um mich in einen kreativen Zustand fallen zu lassen. Brauche Zeit und Raum, mich zu sortieren.

Ich „arbeite“ inzwischen jeden Tag mit meinem Geld und ich liebe es genauso wie damals, als ich vor 25 Jahren meine Eltern zur ersten Million investiert habe.
Das Glücksgefühl, das Wissen, die Technik - all das ist noch da und ich stehe zum ersten Mal in meinem Leben vor der ernsthaften Frage, ob es wirklich so verwerflich ist, dieses Geld für meine Zwecke zu instrumentalisieren.

Die letzten zwei Jahrzehnte mit dem Mann haben mein Weltbild so unumkehrbar verändert - MICH so unumkehrbar verändert, dass es vielleicht Zeit wird, auch diese letzte Überzeugung über Bord zu werfen, dass mich eigener Reichtum zu einem genauso schlechten Menschen macht wie es meine Eltern waren.

Ich kann, wenn ich mein Geld jetzt komplett spende, einer Anzahl x an Menschen helfen, ihr Leben nachhaltig zum Guten zu verändern.

Gleichzeitig ist eine der ersten Grundlagen, die man im Umgang mit Geld lernt, niemals seine goldene Gans zu schlachten.

Welchen Sinn hat es also, wenn ich es weggebe?
Der Umfang dessen, wie ich helfen kann, ist dann äußerst begrenzt.
Gleichzeitig steigen auch meine persönlichen Ressourcen und meine Resilienz mit finanzieller Absicherung in meinem Leben.
Wie sinnvoll ist es also, wenn ich beides wegwerfe? Nach all dem Kampf bis hierhin? Was habe ich dann gewonnen?

Warum behalte ich die goldene Gans nicht einfach in meinem Leben und verschenke die Eier?
Die Anzahl an Eiern kann ich aktiv beeinflussen.
Ich zahle so wenig Steuern wie sonst kaum jemand.
Ein Viertel muss ich dem Staat geben, der Rest gehört mir.

Wenn ich von meiner Gans jeden Tag ein Stück von 1000 Euro abschneide, bin ich in nicht allzu ferner Zukunft pleite.
Wenn ich jeden Tag für den Rest meines Lebens ein Ei von diesem Wert verschenke, kann ich dann nicht so viel mehr erreichen?

Ich kann ein System, das Armut zulässt, nicht verändern.
Nicht allein, nicht so. 
Aber ich kann es zu meinem Vorteil nutzen.

Mache ich mich damit mitschuldig? Ich weiß es nicht.

Kati 08.05.2023, 08.33 | (4/0) Kommentare (RSS) | PL

Ein Monat

Seit einem Monat bin ich reich.
Nicht, was Menschen in unreflektierten Superlativen unter reich verstehen, aber mehr als abgesichert in jeder Hinsicht.

Ich drehe mich noch. Manchmal ist es mehr ein Winden, ein Finden in einen alten Anzug, an vielen Stellen zu eng geworden, der kneift und völlig aus der Mode gekommen ist.
Ich wurde reich und privilegiert geboren. Materiell hatte ich als Kind alles, was sich ein Mensch nur wünschen kann.

Meine Familie kannte von allem den Preis und von nichts den Wert.

Mein Gehirn schafft es gerade nicht, die vielen losen Enden miteinander zu verbinden. 

Darf ich reich sein?
Darf ich im Überfluss leben, wenn es anderen Menschen nicht gut geht?
Darf ich meinen Reichtum vermehren?
Darf ich glücklich sein, nach allem, was ich in meinem Leben getan habe?
Wann ist Schuld bezahlt?
Kann man wiedergutmachen, was meine Familie an Unglück und Hass in diese Welt gebracht haben?
Und wie kann ich das tun?

Die letzten Jahre und Jahrzehnte habe ich gegen Windmühlen gekämpft.
Wann immer ich etwas Gutes tat, es hat gefühlt nichts verändert.
Beim leisesten Anflug von Zufriedenheit und dem Gefühl, etwas Gutes getan zu haben, lauerte ein noch schlimmeres Schicksal an der nächsten Ecke.
Es nimmt kein Ende, nie. Natürlich kann ich jetzt jemandem ein Haus, ein Auto, Lebensmittel kaufen, einen Hund, eine Katze, whatever sein Leben gerade besser machen würde, aber wie wähle ich diese Menschen aus und was habe ich erreicht, wenn das Geld dann irgendwann alle ist? 

Nichts. Wieder nichts.

Es reicht, wenn du für einen Menschen einen Unterschied gemacht hast…

Was, wenn genau das nicht reicht?
Wenn man einfach gar nichts wirklich und nachhaltig verändern kann?

Kati 14.04.2023, 09.51 | (11/0) Kommentare (RSS) | PL




Das Tragische an diesem Leben ist nur, dass es auf einer wahren Geschichte beruht.


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Do what is right. Not what is easy.