
Die Tage sind schwer. Wir warten auf die Entscheidung des großen Tochterkindes. Auf eine weitere Entscheidung... Sie hat so viele davon getroffen. Ohne unser Wissen. Oder wollten wir nicht sehen? Die Zweifel sind groß dieser Tage.
Beim Gedanken an die Dinge, die ich bislang erfahren habe, wird mir nach wie vor schlecht. Ich bin - irgendwo ganz weit hinten in meinem Gehirn - dankbar, dass ihr bei alledem nichts passiert ist.
Aber das vorherrschende Gefühl ist stumme Wut. Und weiter gedacht: Ist ihr denn wirklich nichts passiert? Wieviel Schaden haben diese Ereignisse in ihrer Seele angerichtet?
Gar keinen, könnte man meinen, wenn man diese trotzige stolze junge Frau ansieht.
Aber auch das wird nur Fassade sein.
Sie bedaure es, dass sie noch nicht 18 sei. Dass wir noch "in diese Sache mit reingezogen" werden.
Ich kenne diesen Menschen nicht.
Wie lange habe ich nur das Bild von ihr wahrgenommen, das ich hatte? Wann hat sie begonnen, sich so zu verändern? Werden wir jemals die ganze Wahrheit erfahren? Wollen wir das überhaupt?
Ihr leiblicher Vater lockt mit seinen ewigen Versprechungen "Hier wird alles besser, hier ist alles schöner, hier kannst du neu anfangen".
Wir bleiben stumm.
Wir wollen uns nicht vermarkten.
Wir buhlen nicht.
Die Entscheidung, die sie zu treffen hat, sollte im Innersten getroffen werden. Die rosa-bunte Zuckerwattewelt, die er ihr verspricht, gibt es nicht. Das wird sie vielleicht erst dann erkennen, wenn es zu spät ist.
Bis dahin werden weiterhin Altlasten über Bord geworfen. Der Hase. Der Kater soll nun auch nicht mehr ihrer sein. Kein Interesse mehr.
Wir sind noch über. Aber auch wir passen nicht in ihr neues Leben. Sind spießige Überbleibsel der Welt, aus der sie zu fliehen versucht.
Es tut gerade alles so weh.
Die Liebe, die Enttäuschung, die Hoffnung.
Gefühle, zäh und klebrig wie Honig.
Ich habe Umzugskisten gekauft. Ich gehe davon aus, dass sie befüllt werden.