Blogeinträge (themensortiert)
Thema: Gedankenchaos
Egal
Wieder bin ich die Blöde, die das verarbeiten muss. Wieder bin ich es, die den Schmerz irgendwie aushalten muss. Wieder bin ich es, die lernen muss, damit umzugehen. Wieder bin ich der größte Depp überhaupt, weil ich es erneut dazu habe kommen lassen, statt beim letzten Mal einfach einen sauberen Schlussstrich zu ziehen und zu sagen: Nicht mit mir.
Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll, ich bin so desillusioniert, gleichgültig, gleichzeitig so verletzt, in meinen Mauern gefangen, weil ich sonst einfach zusammenbreche. Und das darf ich nicht. Nicht bei alledem, was ich aktuell sonst noch schultern muss. Die letzten 5 Monate waren purer Horror, jeder einzelne Tag davon. Und an manchen Tagen frage ich mich auch in dieser Hinsicht, was mich nur geritten hat. Die Chance auszuschlagen, einfach wie gewohnt mit meinem Alltag weitermachen zu können statt mit einem völlig kaputten Körper, Nervensystem und desolater Gehirnleistung nicht mehr zu wissen, wie ich die Tage bewältigen soll. Während alle anderen also Pläne machen, fröhlich herumhüpfen, verreisen, ihr Leben leben und gestalten, verzweifle ich an den einfachsten Dingen wie Treppensteigen, aufrecht stehen und mich länger als 5 Minuten zu konzentieren, weil diese Scheißkrankheit einfach alles lahmgelegt hat. Die Welt für die Mitkranken dreht sich einfach weiter, während meine stehengeblieben ist. Und weil das alles nicht genug ist, kommt jetzt eben noch was drauf. Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen, flüstert Uroma leise in mein Ohr und ich nicke.
Ich hab es satt, von Menschen, denen ich vertraue, verletzt zu werden. Ich habe Menschen satt. Ich bin so durch mit dem Vertrauensthema. Es sind ja doch nur alle selbstbezogene opportunistische Lügner, die dich bei der nächstbesten Gelegenheit verraten. Es ekelt mich an.
Und zu allem Überdruss bin wieder
ich das Problem mit meinen hohen Wert- und Moralvorstellungen, die kein normaler Mensch erfüllen kann? Natürlich bekommt die andere Seite den Rückenwind, der vielleicht ein bisschen Seele und Ego streichelt, dass alles nicht ganz so furchtbar ist, während ich auch dieses Mal wieder keinen zum Reden habe, weil ich irgendwann mal geschworen habe, dass diese Dinge niemals nach außen dringen werden. Vielleicht täte mir der Abstieg von meinem imaginären hohen moralischen Ross auch mal ganz gut.
Boden der Tatsachen
Ich Idiot.
Kopfschmerzen
Natürlich ist es Trauma. Ich Idiot. Und Retraumatisierung führt zu Veränderungen im System. Nur war es noch nie wie jetzt. Ich kann die Kopfschmerzen nicht mehr aushalten. Sie lassen sich an nichts messen, das ich jemals erleben musste, es ist, als würde mein Kopf gleich einfach bersten, weil wir nicht alle hineinpassen. Ich kann jeden Gedanken hören, riechen, schmecken, es macht mich wahnsinnig, mich diesen Menschen nicht entziehen zu können, die sich so vertraut und so fremd gleichermaßen anfühlen. Ich will das nicht, aber das hab ich in den letzten Tagen vielleicht auch einfach so oft wiederholt, dass es inzwischen mehr einem Mantra gleicht als einer echten Aktion vorausgeht. Ich fühle mich gelähmt und gleichzeitig so lebendig, als wäre jeder Sinn um ein Tausendfaches verstärkt ohne dass ich irgendeine Ahnung habe, wie ich das nutzen könnte. Ich weiß, dass ich damit alleine bleibe. Es gibt keine Lehrbücher zu diesem Thema und auch in meinem Netzwerk von Gleichen gibt es keinen Vergleichsfall. Fast wünsche ich mich zu Professor Dr. L. zurück, der mir in seiner unsympathischen und kaltschnäuzigen Art aber immerhin fachlich so fähig wie ich danach niemanden mehr erlebt habe, erklärt, dass ich nur nach gängigen Maßstäben verrückt wirke, aber alles, was mein Gehirn jemals getan hat oder tut, einem wissenschaftlichen Wunder für die psychische Überlebensfähigkeit der menschlichen Rasse gleicht. Und dann würde er seine Brille zurechtrücken, sich Notizen machen, ein paar Mal murmeln und mich in meinen Alltag entlassen, wo ich wie eine kleine Laborratte wieder eine Woche lang versuchen darf, mich in einer Welt zurechtzufinden, die nie meine war.
Zu viel
Und auch hier wieder von offizieller Stelle: Ich bin zu viel, ich will zu viel, ich verlange Menschenunmögliches. Das Gefühl von Verrat kocht in mir hoch, dass es überhaupt eine dritte Partei geben muss und ich suhle mich in Hass und Selbstmitleid, bin mir jedoch wohl gewahr, dass sie Recht hat. Ich bin zu viel. Ich will zu viel. Und ja, ich verlange Menschenunmögliches. Und ich habe früher - ganz früher - mal daran geglaubt, dass es jemanden gibt, der genau dasselbe auch leben will und kann.
Ich habe mich geirrt.
Wieder.
Ungebunden
Es ist anders als beim letzten Mal.
Das letzte Mal war da nur Schmerz.
Purer, heißer, verzweifelter Schmerz, der meine Seele in Agonie schreien ließ.
Diesmal ist es anders.
Da ist Ruhe. Spöttisches Wissen.
Und an keine Regeln mehr gebunden, von jedem Versprechen gelöst spüre ich in aller Deutlichkeit, dass da, wo jetzt noch Licht ist, bald nur noch Dunkelheit sein wird.
Und ich weiß, wozu ich dann werde.
Aber vielleicht sollte auch das so sein.
Vielleicht war es mir nie bestimmt, dieses kräftezehrende Leben zu leben, in dem ich die blutrote Schwärze in mir verleugnen muss, um in der Verletzlichkeit zu bleiben.
Verletzlichkeit war immer die letzte Bastion in mir gegen das Monster, das ich eigentlich bin.
Und die Kraft, die ich jetzt schon spüre, funkelt verführerisch in mir.
Ich muss sie nur wollen.
Ihr Preis ist die Hoffnung.
Shame on me
"Es gibt nichts, das ich nicht mit dir haben wollen würde."
Und dann nimmt man das über all die Jahre angesammelte Vertrauen zusammen und formuliert das, was die eigene Bestimmung ist und riskiert nichts weniger als die eigene Seele und...
...scheitert.
Ekel
Ich warte auf den Zusatz. Auf eine weitere Nachricht, irgendetwas, das das relativiert, was ich immer und immer wieder lese. Ich kann die Worte inzwischen auswendig und sie verändern sich einfach nicht. Egal, wie sehr ich mir jedes Mal, das ich vorne beginne, wünschte, sie würden es tun. Ich verstehe, was ich lese, ich begreife es nur nicht. Ich hätte alles darauf gewettet, dass dieser Text einen anderen Inhalt haben würde. Alles. Ich war mir so sicher in meiner Hoffnung, in meinem Wünschen, dass ich nun umso begriffsstutziger versuche, zu verarbeiten, was mir das Herz herausreißt. Selten habe ich mir mehr gewünscht, das Alles oder Nichts ablegen zu können, mich von den Krumen ernähren zu können, die mir hingeworfen werden, endlich zur Erkenntnis zu gelangen, dass ein halbvolles Glas besser ist als ein leeres, aber es gelingt mir nicht. Ich lebe immer im Maximum, immer im Superlativ und was mir mein Leben lang als Manko verkauft wurde, lässt mich hier und heute erneut scheitern. Zu viel. Mal wieder. Zu viel Gefühl, zu viel Erwartung, zu viel alles. Der wilde Ritt in einer Gefühlsachterbahn wie meiner, den nimmt man gerne mit, wenn es zu den eigenen Höhepunkten geht, aber ich für mich war immer zu viel, wenn es hart auf hart kam. Ich zittere, mir ist kalt, mein Magen krampft sich zusammen, ich muss mich übergeben, ich kenne all diese Symptome. So fühlt es sich an, wenn etwas Existentielles in einem stirbt. Ich weiß nicht, wohin mit mir. Ich will schreien, ich will weinen, ich will anklagen, wüten, schlagen, aber da ist nur dieser große Berg Schmerz, der mich erdrückt und jedes andere Gefühl auslöscht.
Ich öffne die Nachricht erneut. Wenn ich sie nur häufig genug lese, dann verlieren die Worte vielleicht irgendwann ihre Fatalität, lassen mich innerlich abstumpfen, ausbluten, bewegen nichts mehr. Aber fürs Erste schnürt sich mir erneut die Kehle zu, bleibt mir jedes Wort im Halse stecken, verpufft jedes Aufkeimen von Gefühl in Hoffnungslosigkeit. Ich kann es nicht glauben. Es kann nicht wahr sein, es stellt alles in Frage, woran ich geglaubt habe, mir fehlt vielleicht nur ein Puzzleteil, es richtig zusammenzusetzen, dass es ein anderes Bild ergibt als das, welches die Worte zeichnen. Drei Stunden. Es wäre genug Zeit gewesen. Der Ekel kommt hoch, wie sehr ich mich exponiert habe. Wie lange Stunden ich in der Nacht mit mir gerungen habe, ob ich etwas so Großes in Worte fassen soll, ein ultimatives Risiko eingehend, etwas so Intimes zu enthüllen. Ich wünschte, ich hätte es nie getan.
Tage für die Tonne
So Tage, an denen es gefühlt 5 Schritte zurück geht, obwohl man die Hoffnung hatte, dass jetzt irgendetwas Bahnbrechendes passiert und man dann doch wieder auf die Nase fällt. Zweifel. An allem.
Zweifel

Der Alltag hat nun auch die Kinder und mich wieder. Und gleichzeitig heißt das, dass der Countdown läuft.
Ich fühle mich vor allem gehetzt, gesund zu werden. Ich muss Autofahren können, ich muss diese Wege schaffen, ich muss uns hier versorgen können, wenn für den Mann die Operationen beginnen und er schlussendlich mehrere Monate ausfallen wird.
Bei alledem hab ich eine Scheißangst vor allem. Ich habe so viele Monate mit Schwindelattacken, Angst und Panik hinter mir, das alles begann im April letzten Jahres und ich bin jetzt durch die Verzögerung durch die Coronanachwirkungen so weit entfernt von leistungsfähig wie man sich das nur vorstellen kann.
Es ging mir direkt vor meinem Geburtstag so gut, ich war so zuversichtlich und hoffnungsfroh und dann kam diese Kackkrankheit und jetzt stehe ich hier und weiß nicht, wie ich das alles schaffen kann und soll. Und das ist nur der organisatorische Teil.
Ich habe Angst vor dem, was kommt. Angst vor dem, wieviel der Mann in seiner Haupthand verliert. Es ist ja keine Frage von Gelingen oder nicht Gelingen, um Erfolg zu gewährleisten muss man ihm Kraft, Beweglichkeit und Motorik nehmen. Ich habe Angst vor dem Endergebnis und so egoistisch das klingt: Angst um das, was ich verlieren werde. Es sind diese wunderbaren Hände, die mich streicheln, die mir Lust bereiten, die sicher wissen, was sie tun, die mich halten, die immer voller Kraft waren, der Inbegriff von Ästhetik, Geschicklichkeit und Stärke.
Und so unwichtig diese Gedanken im Gesamtkontext sein mögen, sind sie trotzdem da, müssen sie trotzdem reflektiert werden, muss ich sie trotzdem fühlen dürfen, um nicht verrückt zu werden.
Dabei wünsche ich mir in alledem nur, dass er schmerzfreier wird und alles andere wird sich dem unterordnen müssen. Es wird, weil es muss.
Wider die Vernunft
Mein Bauch schreit. Es stimmt etwas nicht und es entzieht sich völlig meines Einflussbereichs. Ich blicke auf die Worte, die mir geschrieben wurden und alles in mir brüllt, jede Alarmsirene schrillt, alles blinkt dunkelrot und ich kann nichts tun. Hilflos. Mein Magen krampft sich zusammen und wenn ich die Verbindung nicht verlieren möchte, dann muss ich jetzt all dies untrügliche Gespür tief in mir vergraben, um für den grausamen Fall, dass ich Recht behalten sollte, einfach da sein zu können. Wieviel Liebe erfordert es, jemanden in ein selbstgewähltes Schicksal laufen zu lassen?
Das Tragische an diesem Leben ist nur, dass es auf einer wahren Geschichte beruht.
woanders:
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you want. It doesn't matter anyway.