Blogeinträge (themensortiert)

Thema: Gedankenchaos

Auf ein Neues, 2019!

Und vielleicht merkt man erst dann, wie wenig Luft einem nur noch zum Atmen blieb, wenn sie wieder da ist.

Kati 07.01.2019, 12.00 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

22 Jahre Führerschein

Heute ist es soweit: Seit 11 Uhr bin ich genau 22 Jahre lang im Besitz eines Führerscheins. Praktisch unfallfrei, wenn man von dem einen winzigen Kratzer mal absieht, den ich einem unfassbar langsam abbiegenden Auto an den Kofferraum gefahren habe - vor 21 Jahren.
Heute vor 22 Jahren habe ich mich von dem komplett rothaarigen Tormund Giantsbane-Verschnitt, der mein Fahrlehrer war und mit dem ich für die Dauer meines Führerscheins eine kleine Affäre hatte, verabschiedet und habe den Prüfer zur Verzweiflung getrieben, weil ich jedes grenzwertig auszulegende Manöver in der Prüfung sehr gut begründen konnte.
Da ich bereits 18 Jahre alt war, habe ich mir meinen Führerschein aushändigen lassen, bin dann in mein eigenes Auto gestiegen und erst mal zu meinem Tätowierer und danach 600 Kilometer zu meinen Verwandten gefahren.
Bei Glatteis auf der Autobahn.

Da habe ich dann auch sehr schnell gelernt, was es heißt, ein Auto nicht mehr unter Kontrolle zu haben und kann behaupten, dass ich seit dieser Horrorfahrt ein recht umsichtiger Autofahrer bin. 

Autos bin ich viele gefahren. 
Vom Mini Cooper über den klassischen VW, von der Ente zum Kübelwagen, von einem Trabbi, bei dem ich nur durchs Beifahrerfenster einsteigen konnte bis zum großen Geländewagen war alles dabei.

Je älter ich wurde, desto vernünftiger wurden die Autos und je mehr Kinder ich bekam, desto größer wurden sie auch. 

Aktuell bin ich mit einem Auto von 5,40m Länge und einer Breite von 2,30m bei meiner vorläufigen Maximalgröße angelangt. Normale Parkplätze sind für uns nicht diskutabel, die meisten Parkhäuser auch nicht.
Aber ich liebe unseren giftgrünen Tourbus und möchte ihn nicht missen. Auch wenn die Kinder, die damit fahren, langsam weniger werden, hoffe ich, dass er uns noch lange erhalten bleibt.

Ich kann mir heute kaum vorstellen, jemals wieder auf ein "normales" Auto umzusteigen.

Kati 19.12.2018, 12.00 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Puzzleteile

Die Kriegerprinzessin ist seit einer Woche am Meer auf Klassenfahrt. Und zusätzlich zum "es fehlt ein Kind" und "ich vermisse mein Kind", fehlt sie mir ganz besonders. Sie ist das Kind, das mir am ähnlichsten ist. Auch das, mit dem ich am häufigsten aneinander rassle, das liegt wohl in der Natur dieses Umstands.
Und sie ist das Kind, das die meisten meiner eigenen Leidenschaften teilt. Allen voran Tiere. Und so fehlte sie mir, als die neuen Küken geschlüpft sind, sie fehlte mir, als ich mit einem der großen Rammler zum Tierarzt musste, sie fehlt mir bei der abendlichen Fütterungsrunde und beim Erzählen der vielen großen und kleinen Begebenheiten, die den ganzen Tag so passieren. Egal, ob der Hund wieder ins Wachtelgehege eingebrochen ist, die Katzen Mist gemacht haben oder ich über Stallumbauten nachdenke. Keines der anderen Kinder hat auch nur annähernd so viel Interesse an anderen Lebewesen wie dieses Eine. Tiere, Pflanzen, Menschen - alle. Keines, das sowohl um das Wohl von Insekten besorgt ist als auch bissige Pferde hätschelt. Aus purer Liebe zu dieser Welt und allem, was darin lebt.
Das große Tochterkind findet alles niedlich, so lange es klein und flauschig ist und sie Abstand davon halten kann, der große Sohn hat Angst vor den meisten Tieren - wenn auch ein großes Herz für sie, der kleine Sohn liebt Eier sammeln und mit dem Hund spielen, ist aber noch zu klein für echte Verantwortung und dem autistischen Zusatzkind fehlt jede Art von Fähigkeit, sich mit Gefühlen oder Bedürfnissen anderer Wesen auseinanderzusetzen.
Ich bin sehr dankbar, dass dieses eine Puzzleteil am Ende der Woche wieder bei uns ist.

Kati 21.06.2018, 12.00 | (0/0) Kommentare | PL

"vermutlich gutartig"

Die Worte "vermutlich gutartig" mit dem Nachsatz: "also schon wahrscheinlich harmlos" sind nicht besonders gut dazu geeignet, mein Kopfkino zu beruhigen. Das große Tochterkind hat am Knochen "vermutlich gutartige" Wucherungen von "irgendwas", was man aber genauer leider erst herausfinden kann, wenn man das operiert. Das machen wir morgen früh um eine sehr unchristliche Zeit und da das Tochterkind mit einer ganzen Palette von Besonderheiten aufwartet (Herzfehler und ähnliche Spässchen), bin ich etwas aufgeregt.
Sie nicht so.
Nebenher läuft der Alltag weiter - Klassenfahrten, Berufsberatung, Hobbies, Sport, Psychotherapie und der ganz normale Wahnsinn.
Noch genau ein Monat bis zu den Sommerferien, die die Kinder und ich weiß Gott dringend nötig haben. 

Kati 13.06.2018, 12.00 | (3/3) Kommentare (RSS) | PL

Pfingsten

Mir ist aufgefallen, dass ich keine einzige Pfingstrose in meinem Garten habe. Darum muss es heute das Bild einer Blüte eines meiner Rhododendren tun. Der Garten meines Großvaters war voller Pfingstrosen. (Und Rhododendren.) (Und aller anderen Pflanzen, die im Laufe ihres Lebens eine Blüte hervorbringen.) Meine Großmutter liebte Schnittblumen über alles und so pflanzte er über die Jahrzehnte hinweg alle ihre Lieblingsblumen in seinen Garten. Meinem Vater brachte er bei einem seiner Besuche bei uns einmal eine seiner Pfingstrosen mit. Eine Sorte mit riesigen dunkelroten gefüllten Blüten. Sehr beeindruckend und ich vermute, mein Vater hasste sie. So wie er alles andere auch hasste, was schön war oder von meinem Großvater kam. Mein Großvater schnappte sich unbeeindruckt der Einwände meines Vaters einen Spaten und grub sie einfach in unserem Garten ein.

Der Gedanke, dass sie vielleicht immer noch dort steht, wo er sie vor so vielen Jahren hingesetzt hat, ist ein schöner.

Kati 23.05.2018, 12.00 | (3/3) Kommentare (RSS) | PL

Im Nebel stochern

Es gibt Tage, an denen frage ich mich, warum ich das alles mache. Tage, an denen es nur so wenig Hoffnung gibt und alles nur um dieses eine Thema kreist. Und die Gedanken laut werden, dass das eigentlich gar nicht mein Problem sein sollte.

Kati 14.05.2018, 22.00 | (0/0) Kommentare | PL

Muttertag

Seit zwei Jahren Mutter zweier Kinder, die sich jeden Tag wünschen, dass ich anstelle ihrer Mutter tot wäre. Und mich das auch spüren lassen. Das ist etwas, das ich mir nicht ausgesucht habe und mit dem ich trotzdem leben muss. Weil die Entscheidung damals ... richtig... ? war.
Manche Tage sind schwerer als andere.
Muttertag heißt aber auch: Seit 16 Jahren Mutter der wundervollsten Kinder, die ich mir jemals wünschen konnte. Erden- wie Sternenkinder. So gesegnet.

Kati 13.05.2018, 09.00 | (0/0) Kommentare | PL

Sicherheit

Manche Wunden heilen nie. Auch die Zeit vermag das nicht.

Kati 25.01.2018, 15.00 | (0/0) Kommentare | PL

Von Traumfrauen

Es ist inzwischen über 20 Jahre her, dass ich in die gymnasiale Oberstufe kam.

Von einem Tag auf den anderen hatten wir keinen kuscheligen Klassenverbund mehr, sondern nur noch Kurse.
Ich fand das nicht gut. Ich mochte neue Gesichter noch nie.

Bis ich Ihres sah.

Meine erste Stunde Biologie-Leistungskurs fand im Labor statt und mein bester Freund saß schon neben seiner Freundin.
Ich suchte einen freien Tisch - es gab keinen mehr, ich war wie immer zu spät.

Aber es war noch ein Platz frei.
Neben ihr.

Ich stand in der Tür und starrte sie einfach nur an.
Sie war deutlich kleiner als ich.
Ein Gesicht wie eine Puppe.
Zarter, weißer Teint.
Ebenmäßige Haut.
Keine Schminke.
Ein kleines Stupsnäschen, große hellblaue Augen und ein tiefroter Schmollmund.
Ihre Figur so rund, dass ich das Gefühl hatte, eine alte Fruchtbarkeitsgöttin zu betrachten.
Wohlgerundete Hüften, weicher straffer Bauch, große Brüste. Die pechschwarzen glatten Haare glänzten und fielen ihr wie ein Wasserfall bis auf den Po.

Mein Biologielehrer fragte, ob ich vielleicht die Güte hätte, mich ebenfalls zu setzen und ich ging langsam auf sie zu.
Sie lächelte nicht. Wortlos nickte sie zu dem Platz neben sich.

Sie lächelte auch die nächsten 3 Jahren bis zum Abitur nur sehr selten.
Sie war eine ernste Seele, die sich völlig dem Lernen verschrieben hatte.
Astrophysik würde sie studieren (und ich weiß heute, sie hat auch) und dann die letzten wissenschaftlichen Rätsel der Menschheit lösen.

Es dauerte einige Monate, bis sie auftaute. Sie traute den Menschen nicht.
Das machte sie nur umso bezaubernder.
Wir wurden Freunde.
Richtige Freunde.
Stundenlang konnten wir nebeneinander sitzen und über unsere Zukunft sprechen, spinnen oder einfach nur beieinander sein.
Ich liebte ihren Geruch, ihre Weichheit, aber auch ihre Härte, die sie stets den anderen zeigte.

Sie liebte unglücklich meinen besten Freund.

Und ich liebte sie.

Drei Jahre später - kurz vor dem Abitur - zog ich in den Nächten vor den Prüfungen mit meinen Freunden durch die Clubs und feierte das Leben.
Sie saß zuhause und lernte.
Ich hatte Flirts und kostete meine Wirkung auf Männer in vollen Zügen aus.
Es lenkte mich ab.

Am Tag bevor ich meine Abiturarbeit in meinem Paradefach Deutsch und kurz bevor sie ihre in ihrem Lieblingsfach Mathe schrieb, fasste ich mir endlich ein Herz.

Ich gestand ihr vorsichtig meine Liebe.

Konnte nur noch daran denken, nur ein Mal diese wunderbaren Lippen küssen zu dürfen, von denen ich seit Jahren träumte.
In all den Jahren vorher hatte ich dieses Szenario unzählige Male durchgespielt.
Immer endete es mit einem Kuss.

Sie sah mich verständnislos an.

"Wie meinst du das?"

Ich hatte zuviel riskiert, um jetzt einen Rückzieher zu machen und hoffte so sehr, dass unsere Freunschaft das aushalten würde.

Ihr Gesichtsausdruck wandelte sich von Verständnislosigkeit zu Ekel.

Die Worte, die sie daraufhin aussprach, zerrissen mein Herz.

Es war unerträglich.

Meine Deutsch-Abitur-Arbeit vom Tag darauf ist mit 03 Punkten benotet worden.
Mein Abitur schaffte ich nur, weil ich in den mündlichen Prüfungen alles wieder ausgleichen konnte.

Sie hat seit diesem Tag nie wieder ein Wort mit mir gewechselt und schnitt als Jahrgangsbeste ab.

Kati 21.10.2017, 12.00 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

Sie.

Sie ist die Schwester, die ich nie hatte.
Und nun habe ich sie wiedergefunden.

Vor so vielen Jahren haben wir uns aus den Augen verloren, 2005 der letzte lose Kontakt, danach ging sie ins Ausland, ich verließ Mann und Haus und machte mich auf zu neuen Abenteuern und wir sahen und hörten nichts mehr voneinander.

Die Liebe, die ich immer für sie empfunden habe, war von viel Neid geprägt.
Nicht auf das, was sie hatte oder konnte, sondern für das, was sie meiner Mutter war.

Sie ist ein halbes Jahr jünger als ich und meine Mutter liebte sie, wie sie mich nie geliebt hatte. Ich liebte ihre Mutter, wie ich meine nie lieben konnte und so gingen viele Jahre ins Land.

Gemeinsam sind wir aufgewachsen, unsere Mütter waren beste Freundinnen, so viele gemeinsame Urlaube, Besuche, gemeinsame Schritte in Pubertät und Jungs-Sachen.

Sie war der leuchtende Stern, den meine Mutter so gerne als Tochter gehabt hätte.

Sie konnte dieses und jenes viel besser als ich, war anmutig und zierlich und klug und witzig und der Star in der Schule, wollte weder Tätowierungen noch Piercings, liebte Auslandsreisen und man konnte so erwachsen mit ihr sprechen, sie wollte Architektur studieren und bekam ein Stipendium und ging ins Ausland und hatte so viel Erfolg.
Natürlich rissen sich alle Männer um sie und sie hatte einen vernünftigen ersten Freund, der vorzeigbar war und wollte in die Tanzschule und auf den Abiball und war der Stolz ihrer Eltern.

Und der Stolz meiner Mutter.

Wann immer sie mit ihrer Freundin gesprochen hatte, bekam ich unmittelbar danach auf dem Silbertablett serviert, was sie alles wieder erreicht hatte und warum in Gottes Namen meine Mutter nicht eine Tochter wie sie bekommen hatte sondern mich.

Meine Mutter nannte mich insgesamt 8 Jahre meines Lebens hauptsächlich "Kotzbrocken" und "Arschloch".
Ich war am liebsten zuhause in meinem Zimmer, wollte auf ein normales Gymnasium und nicht auf das tolle Elite-Internat, ich liebte meine Tiere und hasste Ausflüge oder Urlaube. Ich hatte Flugangst, Panik vor Schiffsreisen, fuhr nicht gerne lange Auto und sprach nur 4 Sprachen. Mein erster Freund war nicht der nette Junge von nebenan, sondern ein erwachsener Mann, vorbestraft, berühmt und damals 13 Jahre älter als ich. Ich wollte nicht in der Weltgeschichte herumreisen, so wie sie das gerne gemacht hätte, sondern einfach nur meine Ruhe haben.

Meine Fortschritte zählten nicht und meine Erfolge blieben ungesehen.
Natürlich hatte ich auch ein Abitur, aber nicht mit 1,0.
Natürlich war ich auch begabt, aber nicht so lieblich dabei.
Natürlich konnte ich auch Instrumente spielen, war aber nicht so musikalisch.
Natürlich hatte ich auch Freunde, aber nicht so Elitäre und Hochbegabte.
Natürlich konnte ich auch reiten/surfen/kanufahren/klettern/schwimmen/sonstiges, aber mir fehlte die Anmut.
Der Lieblingssatz meiner Mutter war: "Aber bei IHR sieht das alles so leicht aus..."
Kurzum: Egal, was ich tat, ich konnte ihr einfach nicht das Wasser reichen.

Mit unserer Freundschaft hat das erst nicht viel gemacht. Später jedoch, zu Beginn unseres jungen Erwachsenenlebens zog ich mich mehr und mehr zurück, um mir den Schmerz zu ersparen, den die Worte meiner Mutter wie Nadelstiche in meiner Seele hinterließen.

Gestern Abend habe ich sie durch Zufall im Internet gefunden.
Sie ist immer noch außergewöhnlich. Anmutig und wunderschön.
Sie ist beruflich äußerst erfolgreich und ihr Lebenslauf liest sich wie ein Bilderbuch.
Von Urlaubsfotos lächelt sie abwechselnd aus türkisfarbenem Wasser, von Sandstränden, aus Safari-Jeeps, von Klettertouren im Himalaya oder aus tiefem Schnee.

Genau wie ich wird auch sie bald 40 Jahre alt und ich habe mich gefragt, ob ich mein Leben heute anders leben würde, wenn ich noch einmal die Chance dazu bekommen würde.
Ob ich tauschen wollte.
Für mehr Glanz und Gloria und ohne Kinder und Mann und eine Visitenkarte, die mindestens in Gold eingefasst wird.

Ich wünsche ihr sehr, dass sie glücklich ist.

Wenn sie es ist, dann haben wir beide das erreicht, was wir schon als kleine Kinder immer wollten.
Ein Leben nach den eigenen Maßstäben leben.

Was meine Mutter angeht... Ich habe lange und intensiv darum getrauert, dass ich keine wirkliche Mutter hatte. Dass sie mich weder geliebt noch je respektiert hat.
Dass sie sich für sexuellen Missbrauch und psychische und physische Misshandlungen entschieden hatte.

Für ihre Anerkennung würde ich heute nicht mehr weit laufen.

Es ist schlicht nicht mehr von Bedeutung, ob sie auch nur irgendetwas aus meinem Leben gut oder schlecht findet.
Oder überhaupt davon weiß.

Der Mauszeiger indessen schwebt noch sehr unentschlossen über der "Nachricht schreiben"-Schaltfläche ihres Profils.

Kati 07.09.2017, 18.00 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL



Das Tragische an diesem Leben ist nur, dass es auf einer wahren Geschichte beruht.

woanders:







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