Blogeinträge (themensortiert)

Thema: Gedankenchaos

Neue Wege

Jeder kennt den Spruch mit dem "Wenn du das tust, was du immer tust, bekommst du das, was du immer bekommen hast". Und das kreist seit vielen Wochen in meinem Kopf.

Meine Selbstdefinition als Mutter und Hausfrau steht gerade sehr auf dem Prüfstand. Ich war nie jemand, dem es vom Kopf her gereicht hat, Kinder zu erziehen und zuhause zu sein, also pflastern unzählige Aktivitäten und Projekte und ehrenamtliche Arbeiten diesen Weg. Geschenkt. Meine Hauptaufgabe waren trotz allem meine Kinder. Immer und an erster Stelle. Mir war es wichtig, zuhause zu sein. Immer ansprechbar. Mit all meiner Liebe und aus tiefstem Herzen frei gewählt.

Ich hatte mit 6 Wochen das erste Kindermädchen und im Laufe meines ersten Lebensjahres noch etwa ein halbes Dutzend weitere davon. Kam früh in die private Kinderbetreuung, wurde mehr gefordert als gefördert, durch alle Hochbegabtenprogramme gehetzt und landete dann irgendwann sehr früh in der Schule.
Meine Eltern haben Karriere gemacht.

Die Zeit, die ich mit ihnen verbracht habe, war durchzogen von Leistungsnachweisen. Höher. Schneller. Weiter. Es gibt keine zweiten Sieger, nur Verlierer. Gewinnen kann nur Einer, und das bist du. Sei immer besser als alle anderen. Du musst nur einmal öfter wieder aufstehen als der Zweite.
Na klar kann ich jetzt alles, aber der Preis, den ich gezahlt habe, war hoch.
Ich kann jagen, fischen, töten, eiskunstlaufen, reiten, rollschuhfahren, in der Wildnis überleben, spreche mehrere Sprachen, kann handwerken genauso wie kochen, backen, nähen, stricken, häkeln, mauern, Möbel bauen, ein Dach decken, schreiben, gärtnern, kann Elektronik auseinandernehmen und zusammenbauen, Schach spielen, boxen, Feuer machen, surfen, programmieren, Drogen herstellen, löten, schweißen, mit jeder Art von Tieren umgehen, schwimmen, Wasserski fahren, habe Führerscheine, kann Motorboote fahren, Möbel herstellen, spiele mehrere Instrumente und noch die anderen zwölf bis vierzig Dinge, die man mir im Laufe meiner Kindheit so aufgezwungen hat.

Bilder von mir kannte ich eher aus Zeitungen als von Familienalben. Ich weiß, wie es ist, vor großem Publikum aufzutreten und ich habe den Applaus immer gehasst. Weder der schönste Sprung beim Eiskunstlaufen noch das Klatschen von mehreren Tausend Menschen nach dem Beenden eines fehlerfrei gespielten Musikstücks war irgendwann etwas wert.
Mir. Etwas wert.
Es war eher so, dass ich in diesen Momenten etwas wert war. Nämlich meinen Eltern.

Nichts davon ist schlecht. Vieles hat Spaß gemacht.
Heute bin ich dankbar für all meine Fähigkeiten und vermisse trotzdem eine liebevolle Kindheit.
Das kann und darf nebeneinander existieren.

Und so wundert es vielleicht nicht, dass ich mich dieser Bewertung und diesem Leistungsgedanken mit 18 so allumfänglich entzogen habe, wie es nur ging. Nach mehreren Studienversuchen, die mir allesamt zu langweilig waren, stürzte ich mich in das Leben, das ich nie kannte. Jenseits von Reichtum und Wissen und Ruhm und Glanz. Ich fing an zu arbeiten. Und es begann die aufregendste Zeit meines damaligen Lebens. Ich habe alles gemacht, war mir für nichts zu schade und habe jeden Moment davon genossen. Das war häufig auch am Rande der Legalität oder auch etwas darüber, wer weiß das schon so genau, aber ich spürte mich das erste Mal selber. Mich. Nur. Mich.

Heute scheint mir das schwieriger zu sein.
Ich kann nicht auf einem Schiff irgendwo anheuern und für drei Monate weg sein.
Ich kann keine Autorennen mehr fahren.
Ich habe ein Haus und Familie und Tiere und will vor allem auch gar nicht von alledem weg.
Aber es scheint mir gerade alles aufzubrechen, alles Alte wegzubrechen, so dass ich ein ähnliches Gefühl habe wie damals, vor 22 Jahren.

Mein jüngstes Kind ist 8, die größten Beiden sind nächstes Jahr volljährig.
Und meine Verantwortung wird zwar nicht geringer, doch sie erfordert schon einige Jahre nicht mehr die vollumfängliche Präsenz, die ich all die Jahre mit kleinen Kindern zeigen musste.

Auch ich löse mich aus dieser gewählten Rolle.
Nur habe ich keine Ahnung, wo es hingehen wird.

Kati 08.10.2019, 18.00 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Parallelwelten

Beide großen Mädchen wären jetzt mit 17 beide auf dem Gymnasium und mitten in der Abiturvorbereitung. Sie hätten beide einen Führerschein und auch ein eigenes kleines Auto zum Üben bekommen. Sie wären vielleicht weiter zusammengewachsen, sich näher gekommen, vielleicht wäre es die beste Zeit überhaupt geworden. Für sie, für uns, für alle. Vielleicht hätte die Eine wieder mehr Licht sehen können. Und die Andere mehr Frieden gefunden. Aber zusammen wären wir gewesen. Als Familie.

Nach all den Jahren harter Arbeit und Schmerz und Aufopferung und Kampf und Energieverschwendung auf genau diese beiden Kinder.

Manchmal sitze ich träumend auf der Schaukel und tauche ein in diese rosa Welt, wie ich sie mir für die letzten Jahre hier zuhause mit ihnen gewünscht hätte. So viel Hoffnung, dem einen Kind so etwas wie eine Mutter sein zu dürfen und dem anderen ein ebenbürtiger Partner bei der Ablösung, die auch in der Parallelwelt härter für mich gewesen wäre als alles zuvor.

Wie sehr hing ich an diesem Kind. Meinem Kind. Meiner Erstgeborenen. Die andere Erstgeborene wäre dabei an unserer Seite gewesen. Zu dritt.
Rosa Blase.
Seifenblase.
Illusion.

Heute sitze ich auf der Schaukel und mein Leben ist mir fremd geworden. Es nahm einen Verlauf, der niemals vorgesehen war. Der mich bitter gemacht hat. Und mich an Vielem zweifeln ließ, das vorher meine Glaubenssätze darstellte.
Mein Leben passt mir nicht mehr richtig.

Die Trauer hat den Blick über ein Jahr lang getrübt, doch jetzt, wo die Klarheit zurückkehrt, merke ich nur eines mit aller Deutlichkeit: Ich bin falsch hier.

Kati 27.09.2019, 18.00 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Schlüsselkind

Ich setzte wie jeden Tag meinen Schulranzen ab und holte den Haustürschlüssel mit der kleinen Kuhglocke heraus. Mein Vater hatte mir diesen Schlüsselanhänger aus der Schweiz mitgebracht und ich liebte das leise Klingeln, wenn man das Glöckchen schüttelte. Ich war stolz, dass ich meinen eigenen Haustürschlüssel zur Einschulung bekommen hatte. Ich schloss auf und keiner war da. Es war nie jemand da. Ich stellte den Ranzen in mein Zimmer und ging in die Küche um zu sehen, was ich mir heute kochen würde. Ich war gerade 5 geworden, früher eingeschult, wie alles, was ich früher machte als alle anderen. Kochen gehörte wohl auch dazu. Nach dem Essen und den Hausaufgaben würde ich zu meinem besten Freund gehen und mit ihm spielen. Er war furchtbar arm, wohnte in einer winzigen Wohnung mit Eltern und Geschwistern und es war überall unordentlich und chaotisch und ... liebevoll. Warm. Dort roch es immer nach gekochten Mahlzeiten und nach Leben. Ich schälte Kartoffeln und überlegte, ob ich mich heute wieder am Backen versuchen würde. Das letzte Mal ging furchtbar schief und ich hatte keine Ahnung warum. Es schmeckte grauenhaft und ich musste alles in den Müll werfen. Ich würde beim nächsten Besuch meiner Großeltern Oma doch noch mal genauer über die Schulter blicken müssen.

Vier Jahre später. Das Gymnasium war ziemlich beängstigend. Sehr groß, ich kannte niemanden, wir waren in den letzten Jahren wieder drei Mal umgezogen. Ich kam mittags nach Hause in das neue riesige Haus, das wir gekauft hatten und keiner war da. Wie immer. Die Mittagsroutine fing an. Essen vorbereiten - meine Mutter arbeitete nun weniger und kam irgendwann gegen 15 Uhr nach Hause, war dann hungrig und wollte etwas essen und danach nur noch schlafen. Mein Vater aß ohnehin bei der Arbeit, dort gab es jeden Mittag gutes und leckeres Essen. Ich war ein paar Mal mit dort, mir meinen zukünftigen Arbeitsplatz ansehen. Er hatte viel mit mir vor. Hausaufgaben machte ich schon lange nicht mehr. Wozu auch. Wenn ich wusste, es würde kontrolliert werden, machte ich morgens noch schnell das Erforderliche. Ansonsten hatte ich frei.
Ich ging in die Wälder, streifte durch Felder und ging den Bach entlang. Ich hatte Zeit. Alle Zeit der Welt.

Oberstufe. Zur Schule ging ich schon lange nicht mehr regelmäßig. Es interessierte ja auch niemanden. Ich lieferte Leistung, wenn es gefordert war und lebte ansonsten mein Leben. Ich verließ zeitgleich mit meiner immer hektischen und beschäftigten Mutter und mit meinem anzugtragenden Vater jeden Morgen das Haus, sein "Sei immmer etwas besser als alle anderen!" im Ohr, und entschied mich meistens erst im Zug, was ich an diesem Tag machen würde. Vielleicht ein wenig Schule, um mich wieder blicken zu lassen? Meine Lieblingsfächer besuchte ich sowieso immer. Die anderen - weniger. Zu Tests und Arbeiten erschien ich und damit hatte sich die Sache. Ich war ja gut. Ich hatte Narrenfreiheit. Vielleicht würde ich ein wenig durch die Stadt bummeln und Geld ausgeben.
Ich brachte meiner Mutter gerne Bildbände von Ländern mit, in die sie noch reisen wollte. Das freute sie, wenn zusätzlich zum Mittagessen noch ein Geschenk dort lag. Ich war früh wieder zuhause. Keiner war da. Wie immer.
Ich versorgte meine Tiere, schrieb, malte, spielte am Computer, sah fern.
Manchmal nahm ich das Fahrrad und fuhr durch die Weinberge. Nur ich und der Fahrtwind in meinem Gesicht.

Einmal blieb ich über Nacht weg. Versteckte mich in meinem Lieblingsversteck auf dem Berg. In den Holunderbüschen. Sie würden nach mir suchen und dann wäre alles wie in den vielen Büchern, die ich gelesen hatte, wenn ein Kind ausriss. Tränenreiche Umarmungen, Aussprachen, Liebesbekundungen. Als ich am nächsten Tag wieder nach Hause kam, schloss ich die Tür auf und keiner war da.

Irgendwann konnte meine Mutter aus Krankheitsgründen ihren Beruf nicht mehr ausüben. Ab da war immer jemand da.
Sie konnte jetzt den ganzen Tag lesen und schlafen und die Putzfrau und die Bügelhilfe und mich herumscheuchen und immer war jemand da, wenn ich das Haus betrat. 

Ich hatte mich noch nie so alleine gefühlt.

Kati 26.09.2019, 12.00 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Fallen

Die Dinge, die uns lange Jahre so unverrückbar, unbezwingbar, unantastbar erschienen - sie fallen. Sie zerfallen, zerfasern, lösen sich auf. Und ungläubig staunend sehe ich zu, wie die Dinge sich ordnen. Eins ums Andere.
Lange Zeit konnten wir nur Weichen stellen, ohne jemals die zukünftige Strecke auch nur erahnen zu dürfen.
Wir haben monate- und jahrelang auf etwas zugearbeitet, das wir nicht sehen und kaum greifen konnten.
Jetzt sind wir dort. Und sehen. Begreifen, wofür es sich gelohnt hat.

Die Trauer um die Vorstellung, wie wir es uns als Familie gewünscht hätten, ist allerdings blass geworden.
Wir gehen nun eben einen anderen Weg als wir uns vorgestellt haben.

Und vielleicht ist alles gut so, wie es passiert ist.

Kati 13.09.2019, 18.00 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Flashbacks

Dieser Tage reicht ein Blick auf die Uhr, um vor 17 Jahren festgebrannte Erinnerungen in Echtzeit wiederauferstehen zu lassen. Nicht von ungefähr kommt das Kratzen im Hals, die Kopfschmerzen, die Magenschmerzen, das Unwohlsein. Die Erinnerungen an das Durchlebte, die als absolut erfahrene Einsamkeit, die Schmerzen, die Hilflosigkeit. Selten ist etwas so klar und scharf umrissen wie in diesen ersten Septembertagen.
Dieses Mal wiederholt sich sogar die Wochentagfolge von damals.
Der Montag, der Dienstag, der Mittwoch. 

In 20 Stunden werde ich zweimal bei der Geburt meines ersten Kindes gestorben sein.
In 24 Stunden werde ich vom Chefarzt im Aufwachraum darüber informiert worden sein.
In 26 Stunden werde ich meine seit 6 Stunden laut schreiende Tochter das erste Mal in den Arm genommen haben und dann 18 Monate lang wortwörtlich nicht mehr loslassen.

Und ich kann sie morgen nicht einmal in den Arm nehmen, um ihr und mir zu ihrem Geburtstag zu gratulieren.
Weil sie weg ist.

Kati 03.09.2019, 12.00 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Verarbeitung

Vielleicht besteht ein nicht unerheblicher Teil von Aufarbeitung in dem Eingeständnis, dass man bestimmte Dinge einfach nicht verstehen wird.
Egal wie oft man sie ans Licht zerrt, betrachtet, zu Tode analysiert.
Vielleicht bleibt für diese Bereiche nur die Akzeptanz.

Kati 23.05.2019, 18.00 | (0/0) Kommentare | PL

Von Heimat und Wahlheimat

Wir sind vor einigen Tagen, als wir den kleinen Eisbären, der mal ein Hund werden möchte, ausgesucht haben, nach langer Zeit mal wieder in eine Gegend gefahren, die so platt war wie meine ehemalige Heimat.
Wann immer wir bislang nach Norden fuhren - je platter das Land, desto wohler fühlte ich mich.
Berge waren in meinem Leben nie wirklich existent bis ich vor 14 Jahren hierherzog. Und damals dachte ich, ich werde mich niemals an dieses Gefühl des Eingesperrtseins gewöhnen. Überall nur grüne Hänge, Berge, Wände aus Fels und Bäumen, ich rutschte direkt in eine ausgewachsene verzweifelte Depression, weil ich nicht mehr hunderte von Kilometern über die Ebene sehen konnte. Das blieb auch lange Jahre so.
Und als wir die letzten Male gen Norden fuhren, merkte ich schon, dass das hüpfende Herz erst reagierte, als auf dem Rückweg die ersten Berge des Sauerlands wieder zu sehen waren. Diese üppige Vegetation an Felshängen und auf Bergen, das umgebende Grün, kein flaches Ackerland, das mir plötzlich so seltsam trostlos erschien, als es auf der Hinfahrt vor uns auftauchte.
Und genauso war es vor einigen Tagen. Das flache Land ist nicht mehr länger der Auslöser für diese Art von Sehnsucht.
Es ist eine liebe und wertvolle Erinnerung an ein früher geworden, das es heute nicht mehr gibt. Und das ist völlig okay so. Meine Heimat ist nun hier.

Kati 22.05.2019, 18.00 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Ausrichtung

Ich bin jemand, der sich mit Veränderungen sehr schwer tut, wenn diese nicht von mir ausgehen. Ich weigere mich lange und standhaft, Dinge zu aktzeptieren, die ich nicht akzeptieren will. Aber - und das ist in meinen Augen eine meiner größten Stärken - wenn ich etwas hinter mir lasse, dann liegt es auch tatsächlich genau dort: hinter mir. Wenn ich mit etwas fertig bin, dann lasse ich innerlich los. Konsequent und allumfassend. In den letzten Wochen durfte ich dabei zusehen, wie mein Fokus sich von dem Blick in den Rückspiegel langsam löste und wieder anfing, sich nach vorne auszurichten. Stück für Stück, mit Rückschlägen, schmerzhaft, langsam aber beständig. Mein Alltag richtet sich allmählich wieder nach meinen Plänen und Leidenschaften aus und wird nicht mehr von meinem Leid und meinen Befindlichkeiten bestimmt.

Kati 14.05.2019, 12.00 | (0/0) Kommentare | PL

Schach

Der Mann hat vor einigen Wochen begonnen, mit den Kindern Schach zu spielen. Ich habe ein sehr zwiegespaltenes Verhältnis zu diesem Spiel. Ich spiele Schach, seit ich 3 Jahre alt bin. Gegen einen Vater, der hochintelligent, anspruchsvoll, perfektionistisch und hart war.

Ich habe das Spiel geliebt und das Spielen gehasst.

Das Warten auf seinen Zug, das vernichtende Urteil, wenn ich nicht mindestens 5 Züge im Voraus geplant hatte, Taktikbesprechungen, die Fehler, die nie verziehen wurden. Meine Niederlagen waren keine verlorenen Spiele, es waren Demütigungen. Er war immer besser als ich. Und als ich gelernt habe, so zu spielen wie er, damit ich gewinnen konnte, verlor ich jede Freude daran.

Natürlich ist Schach ein logisches Taktikspiel. Aber ich bin kein logischer oder taktischer Mensch. Ich treffe Entscheidungen aus dem Bauch heraus, ich verabscheue langes Nachdenken, ich spiele auch beim Schach für den Lustgewinn und erst in zweiter Linie für den Sieg. Gegen jemanden wie meinen Vater zu spielen bringt mir so viel wie gegen einen Schachcomputer zu spielen. Es langweilt mich zu Tode, wie so viele Dinge, die perfekt sind.

Jetzt ist es so, dass die Kinder mich gebeten haben, an mir üben zu dürfen, seit der Mann mit ihnen spielt. Nach einigem Zögern habe ich dem zugestimmt und sehr schnell meine Liebe zu diesem Spiel wiederentdeckt. Und ich darf das Echo der Begeisterung spüren.

So liefern wir uns wilde Schlachten um Türme, Pferde und Läufer von einer Seite zur anderen, die mitunter auch ohne Sinn und Verstand ablaufen, aber Spaß bringen. Und im Laufe der Wochen geschah etwas Bemerkenswertes: Sie veränderten das Spiel selbständig. Sie fingen an zu taktieren, mich einzuschätzen, Züge im Voraus zu planen und meine Schachzüge vorauszusehen. 

Der große Sohn spielt wie sein Vater nur um den Sieg und bringt mich inzwischen schon ins Schwitzen, wenn ich ihm nur gegenüber sitze. Die Kriegerprinzessin ist eine Chaotin vor dem Herrn, lernt aber inzwischen, wo ich meine Schwachstellen habe und verfolgt diese unerbittlich. Der kleine Sohn ist ein logisches Gehirn durch und durch. Er erfasst jedes meiner Vorhaben mit Leichtigkeit und es ist recht anspruchsvoll, ihn zu besiegen.
Und obwohl die Denkpausen länger werden und das Vorausplanen der eigenen Züge viel umfassender, verlieren wir bei alledem nicht den Kontakt zueinander.

Es wird mit Liebe gespielt und vielleicht ist genau dies der entscheidende Unterschied, den ich nie kennengelernt habe.

Kati 21.02.2019, 12.00 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

Vergebung

Wenn man sich entscheidet, Jemandem zu vergeben, dann ist das Vergeben kein Vergessen.
Im Gegenteil: die Erinnerungen bleiben.
Wertvolles Mahnmal und qualvolle Fußfessel gleichermaßen.

Es ist ein machtvolles Instrument, dieses Vergeben. Dem Anderen wahrhaft zu verzeihen, bedeutet die bewusste Entscheidung, die Vergangenheit niemals mehr als Waffe gegen ihn einzusetzen.
Egal wie schwer das fällt. Egal, wie schwarz der Abgrund ist. Egal, wie tief der Morast und wie verlockend die Versuchung ist.
Man entlässt ihn aus dem eigenen Anspruch auf Reue und Wiedergutmachung, nicht aber aus der Verantwortung.
Was bleibt, ist der Schmerz.
Ins Unendliche gesteigert durch einen Vorgang, der Erlösung verspricht, aber allzu oft nur dem Anderen.
Es ist eine Verpflichtung, die aus Respekt sich selbst und manchmal auch aus Liebe dem Anderen gegenüber eingegangen wird.

Vergebung heißt nicht, dass es nicht mehr weh tut.
Es ist das Versprechen an die Zukunft, in der Gegenwart leben zu wollen, statt in der Vergangenheit zu versinken.

Kati 15.01.2019, 22.00 | (0/0) Kommentare | PL



Das Tragische an diesem Leben ist nur, dass es auf einer wahren Geschichte beruht.

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