Erinnerungen

Ich verbringe meine Träume auf der Polizeiwache, auf der ich damals saß.
Die Erinnerung so vertraut. So ekelhaft an mir klebend.
Zitternd, frierend, von groben Polizisten umgeben. die verlangen, dass ich die Kleidung, die ich trage, in große Plastiksäcke stecke, wegen Spurensicherung, wie sie immer wiederholen. 
Ich trage keinen BH unter dem Pullover, die Jacke habe ich bereits widerstrebend ausgezogen, kein Wort des Trostes, immer nur dringlicher werdender Verweis auf die Spurensicherung, ich bereue bereits seit ich von ihnen zuhause abgeholt wurde und in den vergitterten Rückraum eines Polizeibusses gesperrt und hier hingebracht wurde, dass ich überhaupt angerufen habe und gefragt habe, was ich jetzt tun soll.
Sprung zum Tatgeschehen, aber diesmal bin nicht ich es, diesmal habe ich eine meiner Töchter an meiner Seite, die vor meinen Augen exakt das erlebt, was mir vor 26 Jahren angetan wurde und ich brülle ein lautes und vernehmliches Nein, aber es verhallt im Nichts.
Meine Stimme bricht, wie auch im Alltag so oft in den vergangenen Wochen, ich sehe in einen Spiegel und muss doch neu erleben, was ich eigentlich schon kenne.
Ich brülle einen neuen Versuch. Ich trete dazwischen, ich nutze meinen Körper als ihren Schild und blicke aus nächster Nähe auf den grobschlächtigen schwitzenden Mann mit dem irren Blick, der versucht, zu ihr zu gelangen. Ich schreie. Endlich mit ganzer Kraft.
Plötzlich sind wir in einer Kirche, eine ganze Gemeinde stimmt in mein rhythmisches Nein mit ein, bis wir einen Chor von Frauen bilden, der sich ihm entgegenstellt bis er ablässt.
Ich laufe.
Meine Tochter dich an mich gepresst, nun als Baby.
Dann wieder als junge Frau, von hinten nähert sich der nächste Mann, ich werfe mich ihm entgegen, schreie ihr zu, sie soll weiter laufen und halte ihn fest, klammere mich an ihn, bis die Programmierung in mir übernimmt und endlich das Monster freilässt, das ich einmal war und so lange geschworen habe, hinter Gittern zu halten.
Der Rest des Traumes versinkt in Blut, Innereien, Triumph und einem Lustgefühl, das kein Entsprechen kennt, so warm, so vertraut, so befriedigend.
Ich wache auf.

Kati 03.08.2025, 16.53| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Gedankenchaos



Das Tragische an diesem Leben ist nur, dass es auf einer wahren Geschichte beruht.

woanders:







Einträge ges.: 425
ø pro Tag: 0,1
Kommentare: 480
ø pro Eintrag: 1,1
Online seit dem: 21.04.2016
in Tagen: 3392

Do what is right. Not what is easy.
you want. It doesn't matter anyway.